Grund dafür war nicht unbedingt der politische Sprengstoff, den das Stück durchaus bot (es war 12 Jahre zuvor am Tag nach seiner Uraufführung in Paris für 50 Jahre verboten worden), sondern das dramatische Potenzial des Stoffes. Den Narren aus dem Stück verglich Verdi gar mit einer «Schöpfung Shakespeares» und machte ihn flugs zum Protagonisten der Oper: Rigoletto (Michele Govi), Narr am Hofe des Herzogs von Mantua (Ricardo Mirabelli), ist eine ambivalente Figur: Einerseits ist er ein zynischer Aussenseiter mit scharfer Zunge und ein Stachel im Fleisch des höfischen Lebens des Herzogs, andererseits liebt er seine Tochter Gilda (Rosa Elvira Sierra) innig und versteckt sie deshalb zuhause vor dem Rest der Welt, als dass sie an dieser nicht Schaden nehme. Doch Gilda verliebt sich unsterblich in einen unbekannten Studenten, der sie heimlich besucht und sich später als der blasierte Herzog von Mantua offenbart. Rigoletto schwört sich an seinem Dienstherrn zu rächen…
«Rigoletto» wurde 1851 in La Fenice in Venedig uraufgeführt und war ein so grosser Erfolg, dass sich die Operndirektoren in ganz Europa beeilten diese neue Oper in ihr Programm aufzunehmen. Innerhalb von nur 10 Jahren wurde das Werk von 250 Opernhäusern gespielt und verschwand seither nie mehr aus dem Repertoire. Auch Verdi war von seiner Arbeit überzeugt, sodass er entgegen seiner sonstigen Praxis, die Oper nach ihrer Uraufführung nicht mehr veränderte. Dieser Erfolg gründete sich wohl in der gelungenen Mischung aus Dramatik und Politik, aus dem nachrevolutionären französischen Volkstheater und der populären italienischen Oper.
Zu Beginn des Jubliäumsjahres 2013, in 200 Jahre Giuseppe Verdi gefeiert werden, bringt das Theater Biel Solothurn eine Neuproduktion von «Rigoletto». Es ist zugleich auch die letzte Inszenierung von Beat Wyrsch während seiner Intendanz in Biel und Solothurn. Die Inszenierung stellt nicht politischen Aspekte des Revoltierens gegen den Adel in den Mittelpunkt, sondern konzentriert sich einerseits auf das Erbe des Volkstheaters mit seinen starken Bildern und Gesten sowie die innere Zerrissenheit und Entwicklung der Figuren. Von besonderem Interesse ist dabei die Figur des Rigoletto selbst, der zwischen zwei Welten steht, jener des Hofes und jener des Volkes, und doch zu keiner richtig gehört, und deren Widersprüche er zu kontrollieren versucht. So zeigt auch das Bühnenbild von Martin Warth die Welt des Hofes als Spiel, als ein Theater auf dem Theater mit Rigoletto als Vorführer, dem aber die Kontrolle über das Spiel zu entgleiten droht.
Zur Information: Für seine Verdienste um die Kultur in der Stadt Biel wurde Regisseur und Direktor Beat Wyrsch von der Wochenzeitung «Biel Bienne» zum «Bieler des Jahres» gewählt. Die Preisübergabe findet unimittelbar vor Beginn der Premiere am 22. März 2013 statt.
Rigoletto
Melodramma in tre atti von Giuseppe Verdi
Libretto von Francesco Maria Piave
Nach dem Versdrama „Le Roi s’amuse“ von Victor Hugo
Musikalische Leitung Franco Trinca
Inszenierung Beat Wyrsch
Bühne und Kostüme Martin Warth
Chorleitung Valentin Vassilev
Dramaturgie Merle Fahrholz
Il Duca di Mantova Ricardo Mirabelli*
Rigoletto Michele Govi*
Gilda Rosa Elvira Sierra
Sparafucile Yongfan Chen-Hauser*
Maddalena Anita Dafinska
Giovanna Nadia Catania*
Il Conte di Monterone Dong-Hee Seo*
Marullo Bojidar Vassilev / Chasper-Curò Mani
Matteo Borsa Konstantin Nazlamov
La Contessa und Paggio Stephanie Ritz*
Usciere Roland Frei / Martin Pulver
*Studierende/r der Hochschule der Künste Bern, Schweizer Opernstudio
Chor des Theaters Biel Solothurn
Sinfonie Orchester Biel
Tänzerinnen Rebecca Bähler, Silvana Baumgartner, Jeannine Sena Oliveira, Michèle Péquegnat, Lea Trachsel / Vera Trachsel
Leitung Tanz Maria Barrelet-Donova, Michèle Péquegnat
Vorstellungsdaten
Biel:
FR 22.02.2013 19:30 PREMIERE
DI 26.02.2013 19:30
FR 15.03.2013 19:30
SO 17.03.2013 17:00
Solothurn:
SA 09.03.2013 19:00 PREMIERE
MI 03.04.2013 19:30
DO 18.04.2013 19:30
FR 03.05.2013 19:30
Gastspiele:
DI 05.03.2013 20:00 Olten
MO 11.03.2013 19:30 Schaffhausen
DI 12.03.2013 19:30 Schaffhausen
SA 23.03.2013 20:00 Langenthal
SA 20.04.2013 19:30 Düdingen
SA 25.05.2013 19:30 Visp
FR 31.05.2013 20:00 Vernier
SO 02.06.2013 15:00 Vernier
DI 04.06.2013 20:00 Vernier
Änderungen vorbehalten