In Teilen der Wählerschaft aber haben Flüchtlingskrise und Globalisierungsfolgen zu einer großen Verunsicherung geführt, die von Populisten für ihre Zwecke weidlich ausgenutzt wird.
Der gesellschaftliche Diskurs wird immer häufiger durch Polemik ersetzt und an Stelle von begründeten Argumenten werden gefühlte Wahrheiten ausgetauscht. Die offene Diskussion, Grundvoraussetzung der Demokratie droht verloren zu gehen.
An drei Tagen im September – und rechtzeitig vor der Bundestagswahl – zeigt das Deutsche Theater Göttingen noch einmal eine Auswahl der Produktionen, mit denen es während der letzten Spielzeit versucht hat, dem Verlust des demokratischen Bewusstseins entgegen zu wirken. In einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion stellt es die Frage der Verantwortung der Eliten für diese bedenkliche Entwicklung.
Ein Wochenende, das mit den emotionalen Mitteln des Theaters und den rationalen Mitteln des Diskurses ermutigen soll, das Terrain nicht den Populisten zu überlassen.
Politischer Klimawandel
Podiumsdiskussion mit Teilnehmern aus Politik und Wissenschaft, u. a. mit Prof. Dr. Dr. Heinrich Detering, Literaturwissenschaftler, Universität Göttingen, Moderation
Jens Jessen, Journalist und Redakteur des Feuilltons der ZEIT
Prof. Dr. Sascha Münnich, Institut für Soziologie, Universität Göttingen
Julia Friedrichs, Autorin von »Gestatten: Elite« und Journalistin beim WDR und der ZEIT
Sa, 9. September | 20.30 Uhr | DT – 1 | Eintritt frei!
Das Deutsche Theater Göttingen hat in der vergangenen Spielzeit mit mehreren Projekten beleuchtet, wie fließend der Übergang zum totalitären Staat verlaufen kann, wenn Populisten den politischen Raum besetzen. Wir zeigen diese Produktionen noch einmal vom 8.-10. September, ergänzt durch ein interessantes Begleitprogramm: Literarischer Hausbesuch, Stadtführungen und einen DT Wortwechsel. Außerdem finden zwei Nachgespräche statt, zu »Zeit bezeugen« am 9.9. um 15.15 Uhr und zu »Die Nutznießer« am 10.9. um 17.10 Uhr.
Der Untertan | Heinrich Mann
Mit beißendem Zynismus und pointierter Satire beschrieb Heinrich Mann
eine typisch deutsche Figur des Wilhelminischen Zeitalters, die bis heute
nichts an Aktualität verloren hat.
8. September | 18.00-19.30 Uhr | DT–2
Mein Kampf | George Tabori
George Tabori stellt mit jüdischer Selbstironie und schwarzem Humor die
Fragen: Wie kann es sein, dass Genozide stattfinden, obwohl sie gesehen
werden? Und warum wiederholen sie sich, obwohl sie erkannt sind?
8. September | 20.30-22.10 Uhr | DT–1
Unser Dorf soll schöner werden | Klaus Chatten
»Wir sind Golddorf! Maunker, freuet euch!« – So titelte die Lokalzeitung
einst über Maunke. Heute erntet das Dörfchen andere Schlagzeilen.
Anstatt schön, ist das Dorf heute braun und hässlich! Was ist passiert?
8. September | 20.00-21.10 Uhr | DT–X Keller
Zeit bezeugen – Kindheit in der NS-Zeit
Projektentwicklung von Gernot Grünewald | Uraufführung
»Zeit bezeugen« zeigt in einer szenischen Collage, wie die Kindheit in der
NS-Zeit mitunter aussah. Schlaglichtartig werden Situationen gespielt, kommen
Zeitzeugen zu Wort, tauchen Bilder aus vergangener Zeit auf und wird
die Vergangenheit befragt. Ein Projekt des Deutschen Theater Göttingen
mit der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel im Rahmen von SCHULE:KULTUR!
9. September | 14.00-15.00 und 19.00-20.00 Uhr | DT–2
15.15 Uhr Nachgespräch mit Zeitzeugen
Deine Helden – meine Träume | Karen Köhler
Es ist eine berührende Geschichte über das, woran man als Jugendlicher
geraten kann, wenn das Bedürfnis nach Anerkennung größer ist als das
politische Bewusstsein. Worin also die Verführung von rechtem Gedankengut
für Jugendliche liegt.
9. September | 16.00-17.00 Uhr | DT Mobil im Max-Planck-Gymnasium
PEAK WHITE oder Wirr sinkt das Volk
Kevin Rittberger | Uraufführung
Wer pflegt die deutsche Kultur, wenn Burschenschaften der Vergangenheit
angehören? Ist das Schreckensszenario der Pegidisten eingetroffen, hat
der ›große Austausch‹ des Volkes längst stattgefunden? Was, wenn sich
keiner mehr an den letzten deutschen Volksaufstand der 10er-Jahre des
21. Jahrhunderts
erinnern können wird?
9. September | 18.00-19.40 Uhr | DT–1
Die Nutznießer – Arisierung in Göttingen
Gesine Schmidt | Uraufführung
Das Deutsche Theater Göttingen hat die Autorin Gesine Schmidt
beauftragt, ein Stück über die Arisierung in Göttingen zu schreiben.
10. September | 15.00-16.50 Uhr | DT–1
17.10 Uhr Nachgespräch mit Regisseur Marcus Lobbes