Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Realistisches Musiktheater – Geschichte, Erben, Gegenpositionen...Kolloquium in BerlinRealistisches Musiktheater – Geschichte, Erben, Gegenpositionen...Kolloquium...Realistisches...

Realistisches Musiktheater – Geschichte, Erben, Gegenpositionen...Kolloquium in Berlin

Öffentliches Kolloquium der Freien Universität Berlin und der Komischen Oper Berlin, Samstag, 25. und Sonntag, 26. November 2006, jeweils 10:00–18:00 Uhr, Komische Oper Berlin, Behrenstraße 55–57, 10117 Berlin, Teilnahme kostenfrei.

Wie dicht vermag Oper an Wirklichkeit heranzukommen? Kann, muss Oper Wirklichkeit behaupten? Oder hat sie vielmehr ihre eigene Wirklichkeit zu erfinden? Kaum eine Bewegung im 20. Jahrhundert hat zu diesen bis heute virulenten Fragen so entschieden Stellung bezogen wie das so genannte »realistische Musiktheater«.

Mit der Geschichte und den Auswirkungen des »realistischen Musiktheaters« befasst sich ein öffentliches Kolloquium des Instituts für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin und der Komischen Oper Berlin. Es findet am 25. und 26. November 2006 in der Komischen Oper statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Arbeit des Gründers und langjährigen Intendanten der Komischen Oper Berlin, Walter Felsenstein (1901–1975), dessen Wirken die Praxis der Opernregie nachhaltig prägte, sowie die Auswirkungen seiner Ideen für die nachfolgenden Generationen. Konzipiert wurde das Kolloquium von Clemens Risi und Robert Sollich für die Freie Universität Berlin und von Werner Hintze für die Komische Oper Berlin. Die Teilnahme ist kostenfrei.

 

Walter Felsensteins Programm der dezidierten Ablehnung einer kulinarischen Aufführungstradition von Oper und seine Forderung, die Künstlichkeit der Gattung zu 2/3 überwinden und zum Singen als menschlichem Ausdrucksmittel zurückzukehren, markieren einen entscheidenden Einschnitt in der Geschichte der Opernregie. Die Auswirkungen auf die nachfolgenden Entwicklungen der Ästhetik der Operninszenierung bis zur Gegenwart lassen sich in ihrer ganzen Tragweite erst im Rückblick erfassen und sollen im Rahmen des Kolloquiums (neu) beleuchtet werden. Dass Felsensteins Arbeit nur der Anfang war für eine zentrale Neu-Ausrichtung der Praxis der Operninszenierung, bezeugt die Generation der Schüler und »Erben«, die sich explizit und implizit auf ihn beriefen. In welchem Verhältnis die Arbeiten seiner ehemaligen Assistenten und seiner »Erben« zur Konzeption des »realistischen Musiktheaters« stehen, soll im Rahmen des Kolloquiums ebenso untersucht werden wie das Entstehen von Gegenströmungen, die sich möglicherweise in bewusster Abgrenzung zu den Praktiken des »realistischen Musiktheaters« und in einer Rückbeziehung

auf die Künstlichkeit der Gattung etablieren konnten. Schließlich gilt es zu fragen, inwiefern bis heute von einer Traditionslinie des »realistischen Musiktheaters «gesprochen werden kann – in Arbeiten von Regisseuren, die einen ganz eigenen Begriff von Realismus durchzusetzen versuchen.

 

Das Kolloquium ist in die drei Unterkapitel »Geschichte, Erben und Gegenpositionen gegliedert und wird sich der Konzeption, der Vorgeschichte und den Auswirkungen des Felsenstein’schen Entwurfs widmen. Untersucht werden dabei Regie-Konzepte und Arbeiten von Konstantin Stanislawski, Walter Felsenstein, Joachim Herz, Götz Friedrich, Harry Kupfer, Wieland Wagner, Ruth Berghaus, Robert Wilson, Patrice Chéreau, Peter Sellars, Calixto Bieito, Hans Neuenfels und Peter Konwitschny.

 

Als Referentinnen und Referenten zugesagt haben unter anderem der Schriftsteller und Publizist Dr. Friedrich Dieckmann, die Theaterwissenschaftlerin Prof. Dr. Erika Fischer-Lichte (Freie Universität Berlin), der ehemalige Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin, Prof. Joachim Herz (Ehrenmitglied der Komischen Oper), der Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin, Andreas Homoki, und der Musiktheaterwissenschaftler Prof. Dr. Gerd Rienäcker (Freie Universität Berlin/Humboldt-Universität zu Berlin).

 

Weitere Informationen und Anmeldung:

Werner Hintze (Chefdramaturg, Komische Oper Berlin)

E-Mail … w.hintze@komische-oper-berlin.de

Telefon … +49.30.20260.404

Dr. Clemens Risi (Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin)

E-Mail … risi@zedat.fu-berlin.de

Telefon … +49.30.838.50324

Robert Sollich (Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin)

E-Mail … robert.sollich@gmx.de

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑