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Rainer Werner Fassbinder, "In einem Jahr mit 13 Monden", Schauspielhaus Hamburg

Premiere am Donnerstag, 20.3., 20 Uhr / Malersaal

 

»Ich will doch nur, dass ihr mich liebt« – so heißt einer der zahlreichen Filme aus der Hinterlassenschaft des Jahrhundertgenies Rainer Werner Fassbinder.

»Ich will doch nur, dass ihr mich liebt«, das könnte auch ein Hilfeschrei seiner Hauptfigur Elvira Weishaupt aus »In einem Jahr mit 13 Monden« sein. Aus blinder Liebe zum faszinierenden Aufsteiger Anton Saitz, einem ehemaligen Bordellbesitzer, der jetzt erfolgreicher Immobilienspekulant ist, hatte sie sich Jahre zuvor vom Mann zur Frau machen lassen. Ein spontaner, sinnloser Entschluss, ein gegen sich selbst gerichteter Amoklauf, ein Acte Gratuit.

 

Mit dieser Geschlechtsumwandlung bringt Elvira ein besonders grausames Opfer dar, und dem Geopferten ist der Einsatz noch nicht einmal bewusst. Dem einstigen Schlachtergesellen, Ehemann und Vater, beschert sie alles andere als neues Lebensglück. Das Gegenteil ist der Fall: Auf der Suche nach einer neuen Identität vernichtet er seine alte und verschwindet im Dazwischen. In einem selbstzerstörerischen, finalen Auflösungsprozess, einer Passion von fünf Tagen, begegnet Erwin/Elvira noch einmal Menschen und Orten der Vergangenheit und konfrontiert sich schonungslos in einem masochistischen Akt mit seiner verzweifelten Lebensgeschichte vor der Kulisse einer kalten, anonymen Stadtlandschaft.

 

Vor genau dreißig Jahren schuf Rainer Werner Fassbinder die Figur der Transsexuellen Elvira Weishaupt als Reflex auf den Selbstmord seines Freundes Armin Meier. »In einem Jahr mit 13 Monden« gilt als sein persönlichster Film, er selbst zeichnete für Regie, Kamera, Schnitt und Ausstattung verantwortlich – das bei der Arbeit entstandene Drehbuch ist eine glasklare universelle Analyse der einsamen und an der Umwelt zerbrechenden Menschenseele.

 

Mit Jürgen Uter in der Hauptrolle wird der Stoff in der Inszenierung des vor allem durch seine Arbeiten auf Kampnagel bekannten Regisseurs Andreas Bode auf das Theater gebracht.

 

Regie: Andreas Bode, Bühne: Michel Schaltenbrand, Kostüme: Gwendolyn Jenkins, Dramaturgie: Almut Wagner, Licht: Björn Salzer-Tondorf.

 

Es spielen: Marlen Diekhoff, Lukas Holzhausen, Lutz Salzmann, Jana Schulz, Monique Schwitter, Jürgen Uter.

 

Weitere Vorstellungen: 21., 29. und 30.3.

Eintrittspreis: 16 € / 7,50 €

Karten: Telefon 0 40.24 87 13 (Mo.-Sa., 10-19 Uhr) oder online unter www.schauspielhaus.de

 

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