Kurz hintereinander feiern das Musiktheater »DSCH« und der Tanzabend »Dance × 2« Premiere im Zwinger. Das szenisch-musikalische Projekt »DSCH« ehrt den sowjetischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch anlässlich seines 50. Todestags. »Dance × 2« ist ein zweiteiliger Tanzabend, in dem das Dance Theatre Heidelberg sowohl eine Choreografie von Astrid Boons als auch eine des Choreograf*innen-Duos Panzetti / Ticconi auf die Bühne bringt.
Kunst in diktatorischen Zeiten
Exemplarisch für staatliche Willkür und Repression in der Kunst steht der sowjetische Komponist Dmitri Schostakowitsch (1906–1975). Längst international berühmt, fiel er für seine Oper »Lady Macbeth von Mzensk« in Ungnade, bekam den Stempel »Formalismus« aufgedrückt und wurde mit einem Berufs- und Aufführungsverbot belegt. Der Komponist rechnete mit Verhaftung und Verschleppung, da begnadigte Stalin ihn unerwartet. Für Schostakowitsch brach eine zweite Schaffensperiode an, in der er sich offiziell als Staatskünstler aufstellte. Seine musikalische Sprache aber wies weit über alle Ideologien hinaus. Mit seinen Worten und seiner Musik zeichnet »DSCH« ein Bild des Komponisten und den Möglichkeitsraum der Kunstfreiheit in einer Diktatur nach.
Anlässlich des 50. Todestags des Komponisten bringt der ehemalige Regieassistent des Theaters und Orchesters Heidelberg, Lennart Kammler, »DSCH« in den Zwinger 3. Von Kammler stammt nicht nur die Idee zu diesem außergewöhnlichen Abend, er ist auch für Inszenierung und Bühne verantwortlich. Auf der Bühne stehen der Kammersänger Winfrid Mikus und die Tänzer*innen Holly Mitchell und Lorenzo Ponteprimo. Es musizieren Nanami Yamane (Klavier) sowie die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Heidelberg Annika Fuchs-Rath und Juliane Kliegel (beide Violine), Jonathan Kliegel (Viola) und Sebastián Escobar Avaria (Violoncello).
»DSCH« ist nach der Premiere am 11. Oktober 2025 um 20:00 Uhr an nur zwei weiteren Terminen zu sehen: Montag, 20. und Sonntag, 26. Oktober 2025 im Zwinger 3.
Ein Abend – Zwei Choreografien
Für die zweite Premiere – die Tanzuraufführung »Dance × 2« – teilt sich Iván Pérez‘ Company, das Dance Theatre Heidelberg, und präsentiert zwei unterschiedliche choreografische Handschriften: Die belgische Choreografin Astrid Boons, die im Februar dieses Jahres mit ihrem Stück »Khôra« bei der Tanzbiennale Heidelberg gastierte, bringt die erste Kurzchoreografie auf die Bühne. Gemeinsam mit einer Hälfte der Compagnie zeigt sie eine überarbeitete Version ihres Tanzstücks »Crash«, das sie 2020 im Rahmen des dreiteiligen Abends »Momentum« in Heidelberg entwickelte. (»Momentum« kam aufgrund der Coronapandemie nicht zur Aufführung.) Boons erforscht darin, wie sich der sogenannte »evolved human« bewegt und vor allem, wie er Gemeinschaft formt. Im Zentrum dieser Suche steht die Frage nach dem Ritual: Wie treten diese Wesen miteinander in Kontakt? Reichen sie sich noch die Hände? Welche Zeremonien erfinden sie, um miteinander verbunden zu bleiben?
Die zweite Hälfte des DTH zeigt eine Neukreation des italienischen Choreograf*innen-Duos Panzetti / Ticconi (Ginevra Panzetti und Enrico Ticconi): »IT’S NIGHT AGAIN« erforscht das Nächtliche und die unendlichen Sphären, die zwischen Albtraum und erholsamem Schlaf liegen. In Anlehnung an Surrealismus und das Unbewusste entfaltet das Stück eine Welt, in der Gesten – wie etwa das Werfen – unvorhersehbare Verbindungen offenbaren, die sich zwischen Angst und Euphorie, Gefahr und Freude bewegen.
»Dance × 2« ist nach seiner Uraufführung am 12. Oktober 2025 um 19:00 Uhr noch bis Ende des Jahres im Zwinger 1 zu erleben.
Weitere Informationen sowie Karten unter www.theaterheidelberg.de oder an der Theaterkasse, Theaterstraße 10; 06221 / 58 20 000; tickets@theater.heidelberg.de


















