In Nordkorea werden die Menschen auf unvorstellbar grausame Weise misshandelt, verfolgt und von allen »westlichen Einflüssen« abgeschottet. Das hat den 2011 verstorbenen »geliebten Führer« Kim Jong-il nicht daran gehindert, seine Vorliebe für den Film, insbesondere für Hollywoodproduktionen und den japanischen Monstertrash der »Godzilla«-Filme exzessiv auszuleben. Mit »Pulgarasi« schuf er 1985 seine nordkoreanische Version des Monsterfilms, für die er den bekannten südkoreanischen Filmregisseur Shin Sang-Ok und dessen Frau, die Schauspielerin Choi Eun-Hee, entführen ließ.
Ein fiktives Gartenhaus, als mögliche Schaltzentrale des entführten Künstlerpaares, ist für »paper marriage« Ausgangspunkt ihrer eigenen künstlerischen Auseinandersetzung. Im Durchspielen der Medienvorbilder und einer experimentellen Umsetzung mit Mitteln des Films, der Performance sowie des Theaters wollen sie der Geschichte hinter dem Film »Pulgarasi« auf den Grund gehen. Sie beschäftigen sich mit der Frage, wie man mit dem Gewehrknauf im Nacken kreativ werden kann, ob Kim Jong-ils Seele in den Himmel oder die Hölle eingegangen ist und wie durch Schamanismus doch noch ein Happy End erreicht werden kann.
Konzept, Regie, Raum, Film & Kostüme: paper marriage (Amelie Hensel und
Anna Kautenburger)
Termine 26.09. 03.10. 09.10. 10.10. 17.10. 18.10.