Im Programm der Szene, dem Herzstück des Festivals, präsentiert sich eine lebendige Freie Szene, die fortsetzt, worin sie längst Expertin ist: Auf die Situation reagieren, Anpassungen vornehmen, andere (digitale) Räume und Formate suchen. Künstlerische Arbeiten aus Performance, Tanz, Musiktheater, Film, Ausstellung, Figuren- und Objekttheater, zeitgenössischem Zirkus sowie Kinder- und Jugendtheater beschäftigen sich mit aktuellen Themen wie Distanz und Isolation, Identitätssuche, Selbstwahrnehmung und Fremdzuschreibungen, Hierarchie und deren Durchbrechen, Postkolonialismus, Digitalität, Schutzbedürftigkeit und Queerfeminismus.
„Wem gehört die Stadt?“ fragt die Organismendemokratie auf der Grünfläche der Osloer Straße in dem Politikexperiment und Hörspiel „Jenseits der Natur“ (Club Real).
Das Tanz-Solo-Projekt „Was bleibt“ (Isabel Mohn) befasst sich mit dem Phänomen des Schaffens und der Vergänglichkeit.
Der Audiowalk „Reclaim the Streets“ (Marius Zoschke, Marie Pooth & Felix J. Mohr) führt durch die bewegte Geschichte Schönebergs und fragt nach der Zu-kunft des Lebens in der Stadt. Auf die Stadt blickt auch die interaktive Online-Performance „O Mo Te Na Shi“ (Ren Saibara), deren Gastgeberin durch ein Haus in Kyoto und durch eine WG in Berlin führt und dabei Fragen nach der Normalität des Alltags in Japan und Deutschland nachspürt.
Der Film „INNEN LEBEN“ (Theaterensemble PAPILLONS) entstand vergangenen Sommer in einem Berliner Pflegewohnheim und begegnet Menschen auf Balkonen, die von Erinnerungen an Flucht und Hungersnot der Nachkriegszeit, aber auch von Rettung, Liebe und Lebenslust erzählen.
Und die interaktive Online-Ausstellung „Cyber Sexhibition“ (Jakob & Schleiff / feelings.mem) schafft einen anonymen und geschützten Raum, in dem Jugendliche ermutigt werden, sexuelle Identitäten in ihrer Diversität zu erforschen.
Auf der Audio-Spielstätten-Tour kann das interessierte Publikum die vielfältigen Orte der Freien Szene kennenlernen. Die Audiotour vermittelt einen Eindruck, wie es sich anfühlt, hinter geschlossenen Türen und ohne Publikum zu arbeiten. Die einzelnen Beiträge können sowohl direkt vor Ort bei den Spielstätten, beim Spaziergang zwischen den Orten als auch online auf der Festival-Website gehört werden.
Rund 50 Spielstätten gestalten 2021 das Programm der Szene mit. Pünktlich zur diesjährigen Ausgabe ist im Verlag Theater der Zeit die Publikation Andere Räume – Die Freien Spielstätten in Berlin erschienen, die einen Blick auf 33 Spielstätten und Orte der Freien Szene wirft, die das Festival seit der ersten Aus-gabe 2016 begleiten und wie andere kulturelle Orte in den letzten Monaten geschlossen bleiben mussten. Die reich bebilderte Publikation ist ein erster Versuch, die freien Räume für die darstellenden Künste in ihrer Breite und Unterschiedlichkeit abzubilden.
Mit „Introducing…“ bietet das Festival vier ausgewählten Newcomer:innen eine Plattform. Die Produktionen wurden gemeinsam mit den vier kooperierenden Spielstätten aus 94 Bewerbungen ausgewählt: Am HAU Hebbel am Ufer untersucht die paranormal φeer group mit „Befriending Ghosts“ den Cyberspace auf Gespenster, Glitches, Bugs, Spuren, Überreste und geisterhafte Zeitlichkeiten. Die Mehrgenerationen-Produktion „Family of the Year“ von cmd+c, präsentiert vom Ballhaus Ost, entstand als filmische Adaption eines doku-fiktionalen Bühnenstücks, das durch die Theaterschließungen nicht zur Aufführung kommen konnte. Die Installation „Fashionshow: Working Class Daughters“ von Kristina Dreit, Karolina Dreit und Anna Trzpis-McLean ist Teil eines Arbeitszyklus‘ zu den Verknüpfungen von Klasse, Geschlecht und Migration und wird von den Sophiensælen als Hörstück mit Audiodeskription und Bildern erfahrbar gemacht. Und aus den 32 Stunden Filmmaterial der immersiven Aufführungen von „ROT ODER TOT“ von Eleganz aus Reflex wurde während des Lockdowns eine hybride Filmversion über die Wendepunkte der DDR, die nun ihre Premiere am TD Berlin feiert.
Das Programm des Performing Arts Festival wird durch verschiedene Veranstaltungsformate abgerundet. Das Opening der Festivalwoche wird live aus dem CHAMÄLEON Theater übertragen. Gefeiert werden darf im digitalen Stream mit Léon the Singer, House of Living Colours und Laura Naumann und erstmals auch beim Closing von und mit Pornceptual.
Mit dem PAF Radio bietet das Festival jeden Morgen spannende Hörerlebnisse mit Berichten, Anekdoten und Ausblicken in den anstehenden Festival-Tag. Live aus dem PAF Studio im Circus Schatzinsel werden zudem täglich verschiedene Gesprächs- und Workshopformate zu aktuellen Fragestellungen gesendet. Ausgehend vom Themenschwerpunkt „IM RAUM” werden Perspektiven und Entwicklungen in den darstellenden Künsten diskutiert und erprobt. Die Gesprächsreihe „Worauf warten wir?", eine Kooperation mit dem 58. Theatertreffen Berlin, diskutiert Fragen nach Diversität im Kulturbetrieb sowie der Zukunft der darstellenden Künste unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie. Die vierteilige Gesprächsreihe startet am 17. Mai im Rahmen des diesjährigen Theatertreffens vom 13. bis 24. Mai 2021.
Auch digital ist das Performing Arts Festival Berlin Treffpunkt, Diskurs- und Begegnungsort für Fachgäste aus der ganzen Welt. Überregionale und internationale Vernetzungsformate wie der PAF &friends Besuch des Verbundes FESTIVALFRIENDS und das internationale Festivalnetzwerk Bridging the Scenes laden Künstler:innen von Partnerfestivals aus dem In- und Ausland ein, in künstlerischen Austausch zu treten und langfristige Kooperationsmöglichkeiten auszuloten.
Daneben bringt der PAF Campus als innovatives Format zwischen Kunst und Lehre Studierende von fünf Berliner Hochschulen zusammen, um das Festival, künstlerische Arbeitsweisen und die verschiedenen Spielorte der Freien Szene in Diskurs und Praxis zu erkunden.
Ticketkauf über die jeweiligen Spielstätten oder Künstler:innen.
Das Programm und weiterführende Links zum Ticketverkauf unter:
www.performingarts-festival.de