Monika ist alleinstehend und muss sich um das „Geschäft“ kümmern, von dem man nicht weiß, wie lange es dies noch geben wird, wenn tatsächlich hier ein Einkaufzentrum entstehen soll. Seffi, die jüngere Tochter, steht kurz vor ihrem Studienabschluss in Sonderpädagogik und Sigrid, eine gelernte Schneiderin, war einige Jahre im Ausland und lebt nun wieder bei der Mutter. „Unsre Sigrid ist eigen“, sagt ihre Mutter, aber alle jungen Männer haben sich in Sigrid verguckt. Sigrid aber muss sich erstmal selber finden. Heimgesucht von Panikattacken, kommt sie in Behandlung und wird medikamentös behandelt.
Das Leben der Familie spielt sich in der kleinen Öffentlichkeit des Gastgartens ab. Hier im Gastgarten kommen vom Frühjahr bis zum Herbst die Immergleichen zusammen – altbekannte, altverwandte Stammgäste, der Arzt Joseph, der Herr Gobmeir, der Rechtsanwalt Nuht, der Zeichner Paul, der aushilft, und Sam der Arbeitslose. Alle bringen ihre Schicksale mit, reden miteinander, um sich nicht allein zu fühlen, versuchen sich aneinander festzuhalten, ohne sich wirklich Halt geben zu können. Eine (fast) familiäre Gastgartengesellschaft, in der jeder und jede doch letztlich auch alleine ist. „Die Wärme war noch nie unter den Menschen“, sagt die Wirtin einmal.
In der Nacht zur Sonnwendfeier, stürzt dann einer vom Felsen zu Tode: War es ein Selbstmord, der Übermut eines Betrunkenen, oder hat sein Verlangen nach Sigrid, der Undurchschaubaren, ihn das Leben gekostet? Es wird heftig spekuliert, doch nur zwei kennen den tatsächlichen Hergang.
Christoph Nußbaumeders Schauspiel steht in der Tradition der Volksstücke von Horvàth, Sperr und Kroetz, in der eine Figur aus der Gesellschaft rausfällt / auffällt, in der sich letztlich aber – nur sichtbarer, offensichtlicher – die Unsicherheiten und Verkümmerungen der Tradition der Volksstücke von Ödon von Horvàth, in der ein Mensch aus der Reihe tanzt und auffällt, und damit letztlich die Unsicherheiten und Verkümmerungen einer ganzen Gesellschaft offenlegt.
Christoph Nußbaumeder, der Thomas-Bernhard-Stipendiat des Landestheaters Linz im Jahr 2006, ist mittlerweile ein anerkannter Dramatiker im deutschsprachigen Raum. Nach Mit dem Gurkenflieger in die Südsee und Mindelfinger Goldquell stellt das Landestheater Linz ein weiteres Volksstück des niederbayerischen Autors vor.
Inszenierung Bernarda Horres
Bühne Anja Jungheinrich
Kostüme Stephanie Geiger
Dramaturgie Franz Huber
Sigrid, eine Bedienung,
beschäftigungslose Schneiderin Anna Eger
Seffi, Annas Schwester Angela Smigoc
Monika, Mutter der beiden Verena Koch
Adam Nuht, Rechtsanwalt Markus Subramaniam
Paul, ein Zeichner Aurel von Arx
Joseph, alleinstehender Arzt Georg Bonn
Gobi, Frührentner Sven-Christian Habich
Harry Schmitz, ein Angestellter Sebastian Hufschmidt
Gundula, Harrys Frau Bettina Buchholz
Sam, arbeitslos Manuel Klein