DemTod begegnet Orphée in dieser Variante des Mythos in Gestalt einer geheimnisvollen Prinzessin, die ihn in ihren Bann zieht. Nach dem Unfalltod seiner Frau Euridice kann er sie aus den Fängen der Prinzessin und aus dem Totenreich befreien – mit der Bedingung, sie im Reich der Lebenden nie wieder anzusehen. Euridice provoziert ihren erneuten Tod, da sie die Entfremdung Orphées von ihr nicht hinnehmen will. Als Orphée einem Attentat neidischer Konkurrenten der Pariser Literaturszene zum Opfer fällt, trifft er seine Frau zum zweiten Mal in der Totenwelt. Diesmal dürfen die beiden, befreit vom Einfluss der Prinzessin, als Liebende gemeinsam ins Leben zurückkehren.
Die Musik von Philip Glass, einem der Gründungsväter der „minimal music“, enthält auch in Orphée die Merkmale, die seinen Stil unverwechselbar machen und ihm seinen weltweiten Erfolg eingebracht haben: Sie besteht aus der Aneinanderreihung und Wiederholung kurzer Formeln, sie ist entschieden tonal, beruht auf Dreiklängen und sie hält sich vom erzählenden, kommentierenden Charakter romantischer Musik zurück.
Diese Oper des Komponisten, der auch zahlreiche Filmmusiken schrieb, hat als erste von dreien seiner Bühnenwerke einen Film Jean Cocteaus als Vorlage: Orphée (1949). Der Kontrast, der sich auf diese Weise zwischen einer fortlaufenden Handlung und in „Echtzeit“ gesungenen Dialogen einerseits und den flächigen Klangmustern andererseits bildet, macht den besonderen Reiz von Orphée aus.
Orphée ist nach The Voyage (2002) die zweite Oper von Philip Glass, die am Landestheater Linz zur Aufführung kommt.
Die Premiere findet zehn Tage vor seinem 70. Geburtstag statt.