Dass das Oratorium dennoch selten im Konzertsaal erklingt, liegt sicher an der umfangreichen Besetzung, die neben 11 Solisten auch zwei Chöre und Knabenchor verlangt. Die Idee, dieses Werk szenisch auf die Bühne zu bringen, ist insofern naheliegend, als Schumann seine Faustszenen zunächst als Oper konzipiert hatte und erst im Verlauf der Arbeit wieder davon Abstand nahm. Ohne durchgehenden Handlungsfaden gliedert sich das Werk in drei Abteilungen, deren erste der Gretchen-Tragödie gilt; die zweite verklammert mit Ariels «Sonnenaufgang», dem Auftritt der vier grauen Weiber und Fausts Tod Anfang und Ende von dessem irdischen Streben. In der 3. Abteilung schliesst sich Fausts Verklärung an.
"Das Ergriffensein von der sublimen Poesie gerade des Schlusses liess mich die Arbeit wagen. Was schulde ich nicht alles Goethen. Niemals war ich tätiger, nie glücklicher in der Kunst. Manches hab’ ich zum Abschluss gebracht, mehr noch liegt von Plänen für die Zukunft vor. Teilnahme von fern und nah gibt mir auch das Bewusstsein, nicht ganz umsonst zu wirken – und so spinnen und spinnen wir fort und zuletzt uns selber gar ein."
Robert Schumann
Die Regie liegt in den Händen von Hermann Nitsch und Andreas Zimmermann. Hermann Nitsch, der durch sein Orgien-Mysterien-Theater Berühmtheit erlangte, einem Projekt, das von der Vorstellung eines Gesamtkunstwerkes, unter Einbeziehung der Malerei, der Architektur und der Musik, ausgeht und auf der Grundlage griechischer Mysterienfeste, eine Kartharsis zum Ziel hat, wird diese gleichsam kreuzweghaften Stationen szenisch bebildern. Simon Keenlyside als Faust, Malin Hartelius als Gretchen, Günther Groissböck als Mephistopheles und Roberto Saccà als Ariel führen das Solistenensemble an.