
Gilbert, der selbst einige Jahre als Anwalt gearbeitet hatte, nimmt die englische Gerichtsbarkeit und die Heuchelei der viktorianischen Upper Class liebevoll aufs Korn. Wenn sich Richter, Klägerin und Angeklagter in ihren Auftrittsarien vorstellen, sprechen sie ungeniert genau das aus, was die gesellschaftliche Etikette eigentlich verbietet. Die Handlung besteht aus einer Verhandlung vor einer unparteiischen Jury: Lebemann Edwin muss sich vor Gericht verantworten, weil er sein Eheversprechen gebrochen hat. Die Braut rauscht im Hochzeitskleid samt ihren Brautjungfern herein und klagt ihren Bräutigam an. Dessen Verteidigung basiert auf dem Argument, dass ihm die Liebe zu einer einzigen Frau irgendwann langweilig geworden sei. Die Glanzpartie des Stückes ist die des Richters, der am Schluss die verlassene Braut einfach selbst heiratet. Sullivan lieferte für diese Musiksatire einen rhythmisch tänzerischen und volkstümlichen Ton.
MOLTO ITALIANO Im zweiten Teil dieses rasanten juristischen Operndoppelabends geht es von London nach Florenz. Im Mittelpunkt der Handlung von Gianni Schicchi steht eine Testamentsfälschung. Auf dem Sterbebett enterbte der steinreiche Buoso Donati seine Angehörigen, um all seinen Besitz der Kirche zu vermachen. Doch der listige Gianni Schicchi hat eine Idee, wie die habgierige Familie trotzdem noch an dessen Erbe kommen kann. Da noch niemand vom Tod des Alten weiß, schlüpft Schicchi einfach selbst in dessen Bett und mimt den Sterbenden, der seinem Arzt weismacht, dass es ihm besser geht und dem Notar eine Testamentsänderung diktiert. Die fällt jedoch ganz anders aus, als es sich die Verwandten erhofft hatten… Die Oper Gianni Schicchi beruht auf einer Episode aus Dantes Göttlicher Komödie. In seiner einzigen Buffo-Oper, die als Einakter zum Il Trittico (1918) gehört, beweist Puccini, dass er neben dem großen Operndramatiker auch ein bitterböser Humorist ist; Gianni Schicchi ist eine hinreißende Erbschleicher-Komödie im Gewand der Comedia dell’arte.
Musikalische Leitung
Basil H. E. Coleman
Regie
Stefan Tilch
Bühne
Karlheinz Beer
Kostüm
Dorothee Schumacher
Choreografie
Sunny Prasch
BESETZUNG
Peter Tilch – The Learned Judge I (Trial); Marco (Schicchi)
Emily Fultz – The Plaintiff (Trial); Nella (Schicchi)
Edward Leach – The Defendant (Trial); Rinuccio (Schicchi)
William Diggle – Counsel for the Plaintiff (Trial); Gherardo (Schicchi)
Manuel Pollinger – Usher I (Trial); Simon (Schicchi)
Oscar Marin-Reyes – Foreman of the Jury (Trial); Betto von Signa (Schicchi)
Frank Dolphin Wong – Gianni Schicchi (Schicchi)
Natasha Sallès – Lauretta (Schicchi)
Lucie Ceralová – Zita (Schicchi)
Emma Knobauer / Kilian Oktabec – Gherardino (Schicchi)
Sabine Noack – Ciesca (Schicchi)
Franziskus Rohmert – Magister Spinelloccio (Schicchi)
Dr. Martin Limmer – Amantio di Nicolao (Schicchi)
Thomas Käser – Penellino (Schicchi)
Burkhard Lipp – Guccio (Schicchi)
Stefan Metzger / Norbert Hohl – Don Buoso (Schicchi)












