Jules Laforgues symbolistischer Lohengrin-Text von 1887 reagiert auf Wagner, erzählt die Geschichte aber anders: Elsa von Brabant, die unschuldig des Brudermords angeklagt ist, wird von dem Gralsritter Lohengrin verteidigt. Doch verlässt der hehre Ritter Elsa nicht wegen des übertretenen Frageverbots wie bei Wagner, sondern weil er ihre sinnliche Nähe nicht ertragen kann. Dabei verwandelt sich das Kissen des Ehebetts in den Schwan, auf dem er sich in die »Höhen der metaphysischen Liebe« erhebt und entschwindet.
In Salvatore Sciarrinos Vertonung von 1982 ist Elsa nur dieses Kissen geblieben. Der italienische Komponist setzt Elsa monologisch ins Zentrum seiner Komposition. Er reagiert damit aber auch auf Wagner: Eine ›unsichtbare Handlung‹ nennt er sein Stück im Untertitel, und so spielt sich der Abend nur im Kopf der verlassenen Elsa ab. Ihrer seelischen Erschütterung wird durch eine breite Skalierung von sprachlichen Artikulationsweisen Ausdruck verliehen.
Regisseur Thomas Fiedler, der als Teil der Künstlergruppe Kommando Himmelfahrt oftmals an den Grenzen von (Musik)Theater und Performance arbeitet, wird Sciarrinos Komposition in der Exerzierhalle inszenieren.
In der Rolle der Elsa wird die bekannte Sängerin, Cellistin und Schauspielerin (u.a. in der Filmreihe Heimat von Edgar Reitz) Salome Kammer zu erleben sein.
Die Reihe OPERation X, die am Oldenburgischen Staatstheater zeitgenössisches Musiktheater abseits des großen Opernrepertoires präsentiert und nach neuen Spielformen sucht, wird damit auch in der Spielzeit 2013.14 fortgesetzt.
Unsichtbare Handlung für Solistin, Instrumente und Stimmen (1982/ 84)
Libretto nach Jules Laforgue (1887)
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Yuval Zorn;
Inszenierung: Thomas Fiedler;
Ausstattung: Christian Wiehle;
Dramaturgie: Rebecca Graitl
Mit: Salome Kammer; Henry Kiichli, Alwin Kölblinger Volker Röhnert
Mitglieder des Oldenburgischen Staatsorchesters
Weitere Vorstellungen: Mi 29., Fr 31. Januar und Mi 5., Fr 7., Sa 15. Februar