Seit über einem Jahrhundert steht Erdöl im Mittelpunkt des menschlichen Lebens. Die zähe Flüssigkeit, entstanden aus über Jahrmillionen zusammengepresstem Plankton-Sediment-Gemisch, wird seit ihrer Entdeckung unermüdlich dem Planeten abgepresst. Kein Wunder: Erdöl hat eine große Energiedichte, treibt die Industrie an, die Weltwirtschaft – und damit auch die Politik.
Öl lässt sich zu Medikamenten verarbeiten, zu Düngern, zu Plastik. Für die Förderung von Öl werden Menschen, Landschaften und das Klima ruiniert. Öl lässt uns die Freiheit der Geschwindigkeit erleben. Um Öl werden Kriege geführt. Öl ist der Schmierstoff der Moderne – ein Stoff voller Geschichte und voller Geschichten.
Die USA am Anfang des 20. Jahrhunderts. Bohrtürme sprießen aus dem Boden, die Grundstückpreise explodieren. Firmen werden gegründet und Arbeiter angeheuert, die unter Einsatz ihres Lebens die sprudelnde, klebrig-schwarze Ölflut Südkaliforniens unter Kontrolle bekommen sollen.
Oil! von Upton Sinclair ist ein Jahrhundertroman, der heutzutage beinahe prophetisch wirkt. 1927 erschienen und direkt wegen vermeintlicher Obszönität verboten, 1931 von der kommunistischen Wiener Gräfin und Schriftstellerin Hermynia zur Mühlen ins Deutsche übersetzt, 2007 von Paul Thomas Anderson als Vorlage für seinen Film There Will Be Blood genutzt. Upton Sinclair war nie bloßer Schriftsteller, sondern immer auch Utopist, Sozialreformer, Chronist. Er kandidierte chancenlos als Sozialist für den US-Senat, wurde von Roosevelt als Nestbeschmutzer beschimpft, diskutierte mit Freunden wie Charlie Chaplin und Sergej Eisenstein über Unterhaltung in Zeiten der Ausbeutung.
Sascha Hawemanns Inszenierung erzählt von Triumph und Tragödien der Petromoderne. Von Südkalifornien aus weitet sich der Blick in Schlaglichtern auf Saudi-Arabien, Österreich, Aserbaidschan, Norwegen, Jugoslawien, Hollywood, auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs und der Gegenwart, auf ein Jahrhundert voller Geschichten aus Rausch und Raubtierkapitalismus, Glücksgefühlen und Gier, Verzauberung und Versuchung. "Heute Nacht im Traum, Bunny, da war ich Prometheus.“
frei nach dem gleichnamigen Roman von Upton Sinclair
in einer Bühnenfassung von Sascha Hawemann und Anne-Kathrin Schulz
mit
Andreas Beck
Elias Eilinghoff
Frank Genser
Irem Gökçen
Lavinia Nowak
Uwe Schmieder
Samouil Stoyanov
Friederike Tiefenbacher
Live-Musik Xell
Live-Kamera Georg Vogler
Regie Sascha Hawemann
Bühne Wolf Gutjahr
Kostüm Hildegard Altmeyer
Musikalische Leitung, Komposition, Sounddesign Xell.
Video Marvin Kanas
Lightdesign Voxi Bärenklau
Dramaturgie Matthias Seier
Weitere Vorstellungen im Repertoire des Volkstheaters