Fokine, der große Reformer zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eröffnete dem Ballett die Welt kammermusikalischer und symphonischer Musik - ein unerschöpfliches Repertoire und Quelle der Inspiration für Choreografen. „Les Sylphides“ war das erste handlungslose Ballett, verdichtete Essenz des Tanzes, und eine letzte Hommage an die romantische Ballerina. Inspiriert von Antonio Vivaldis Musik begibt sich Philip Taylor, einer der bedeutenden modernen Choreografen, in seiner zweiten Uraufführung für das Ballettensemble des Badischen Staatstheaters „Vivaldis Märchen“ auf die Suche nach dem Märchenhaften im Leben. Poesie und Realität müssen kein Widerspruch sein. Auch Terence Kohler in seiner Choreografie „transcended“ zu dem Violinkonzert von Philip Glass überschreitet Grenzen, nimmt uns mit in seine Welt neuer Dimensionen.
Klassische Basis und gleichzeitig ihre zeitgenössische Anverwandlung versprechen ein intensives Tanzerlebnis.
LES SYLPHIDES
Uraufführung 9. Juni 1909, Théâtre du Châtelet, Paris. Musik: Frédéric Chopin, orchestriert von Alexander Glasunow
„AUCH WENN ER niemals einen anderen Schritt choreografiert hätte, dieses Ballett etabliert ihn unbestritten für alle Zeiten als einen Genius des Tanzes.“ (John Gregory)
EINZIGES THEMA VON Michail Fokins „Les Sylphides“ ist der Tanz selbst, der nicht als Virtuosität, sondern zum ersten Mal als Kunst des Ausdrucks lebendig wird. „Es ist visualisierte Meditation über Schönheit und entfaltet einen Traum der Seele.“ (John Gregory). Das Geniale dieses Balletts begeisterte bei der Uraufführung 1909 durch die Ballets Russes Sergej Diaghilews das Pariser Publikum – eine Begeisterung, die unvermindert anhält.
MICHAIL FOKINE (1880 – 1942) wird der Vater des Balletts des 20. Jahrhunderts genannt. Die vielen Veränderungen, die er in die choreografischen Strukturen einführte, sind heute noch gültig. Dennoch rückte er nie von seiner Überzeugung ab, dass der klassische Tanz die Basis ist, auf der sich alles aufbaut. Fokins „Les Sylphides“ markiert am Anfang des 20. Jahrhunderts den Beginn eines neuen, richtungsweisenden Ballettstils.
Choreografie: Michail Fokine
Einstudierung: Birgit Keil
Bühne/Kostüme: Vladimir Klos
VIVALDIS MÄRCHEN
Uraufführung. Musik: Antonio Vivaldi
IN DIESER NEUEN Kreation begibt sich Philip Taylor auf die Suche nach dem Märchenhaften in unserer Gegenwart. Tänzer klassischer Ballette treten häufig in Handlungen auf, die der Märchenwelt entnommen sind, man denke nur an „Dornröschen“, an „Nussknacker“ oder „Cinderella“. Als Choreograf beschäftigt Philip Taylor die Frage: Wie wirken solche Themen und diese Charaktere auf Tänzer und Zuschauer? Haben sie, haben wir uns die Sehnsucht nach einer Märchenwelt aus unserer Kindheit bewahren können? Suchen wir nach dem Prinzen, nach der Prinzessin? Wie lange müssen wir suchen, bis unser Kuss die Prinzessin aus dem Schlaf erwecken kann? Ist es Zufall, ist es Bestimmung, dass Rapunzels Haar gerade in dem Augenblick lang genug war, als der Prinz sie singen hörte und sich in sie verliebte? Musste Aschenputtel ihren Schuh verlieren, damit der Prinz sie finden konnte?
MÄRCHEN GESTALTEN GERNE das Thema, durch Verlust etwas Höheres, die Liebe zu gewinnen, durch Mühsal die Erlösung zu erlangen. Im Märchenhaften auf der Bühne sucht Philip Taylor nach dem Märchenhaften im Leben, das wir in einer verstohlenen Nische unseres Alltags vielleicht doch bewahrt haben.
PHILIP TAYLOR IST seit 1996 Direktor und künstlerischer Leiter des balletttheater münchen am Staatstheater am Gärtnerplatz. Die Uraufführung „Strange Waters“ in der Spielzeit 2004/2005 war seine erste Kreation für das Ballettensemble des Badischen Staatstheaters.
Choreografie: Philip Taylor
Bühne/Kostüme: Claudia Doderer
TRANSCENDED
Musik: Philip Glass, Konzert für Violine und Orchester
DAS BALLETT ENTSTAND in seinem Kern 2005 unter dem Titel „transcended in a movement and a half“ als Auftragswerk der Tanzstiftung Birgit Keil und erlebte seine Uraufführung am 12. Juni 2005 bei der Gala „10 Jahre Tanzstiftung Birgit Keil“ im Kleinen Haus der Württembergischen Staatstheater Stuttgart. Die neue Fassung des Choreografen Terence Kohler ist Überarbeitung und Neuschöpfung zugleich. Sie basiert ausschließlich auf dem jetzt vollständig verwendeten Konzert für Violine und Orchester von Philip Glass, der am 31. Januar 2007 seinen 70. Geburtstag feiert.
Choreografie: Terence Kohler
Bühne: Christian Floeren
Kostüme: Terence Kohler