Zwanzig Jahre hat er seine aus ihrem Haus und aus Haifa vertriebenen Eltern nicht gesehen. Dann stehen sie plötzlich im Wohnzimmer. Die humanistische Verständigung zwischen den Weltreligionen, die Nathan der Weise in Lessings gleichnamigem Schauspiel anhand der Ringparabel beschwört, wird hier kritisch in Frage gestellt. Palästina brennt. Und Nathan wird sterben.
Während Lessings Nathan also noch mittels der Ringparabel über die Gleichwertigkeit der drei Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam) für den Humanismus als Credo der Aufklärung eintritt, spiegelt „Nathans Tod in Jerusalem“ den Verlust dieser Vorstellung im alltäglichen Konflikt. Humanität ist – im Sinne der negativen Dialektik Adornos – nur noch in ihre Abwesenheit erfahrbar.
„Warum willst du einen Israeli töten?
Warum willst du einen Palästinenser töten?
Sie töten uns und wir töten sie, sonst nichts.
Das ist eine Art Spiel!“
Jalalys Konzept, den Nahost-Konflikt anhand zweier Einzelschicksale verständlich zu machen, geht auf: Er zeigt zwei Volksgruppen, die viel Leid ertragen mussten und sich beide im Recht sehen, endlich in Frieden zu leben ... Es gelingt Jalaly, einen skurrilen, ja sogar komischen Zug in das ernste Thema zu bringen, ohne es dadurch zu verharmlosen.
Regie: Ali Jalaly
Regieassistenz: Derya Güven
Mit: Eva Marianne Kraiss, Christina Woike, Inga Stück, Jürgen Clemens