Die heutigen Konflikte im Nahen Osten lassen Lessings Appell an Vernunft und Toleranz in einem dramatischen, zeitgenössischen Licht erscheinen.
„Sultan, ich bin ein Jud´.“ (Nathan)- „Und ich ein Muselmann. Der Christ steht zwischen uns. –Von diesen drei Religionen kann doch eine nur die Wahrheit sein.“ (Saladin) Das Textzitat umreißt treffend das Thema des Stückes. Es geht um die drei großen, monotheistischen Weltreligionen und ihr Miteinander auf einer Welt. Doch gibt es diese von Sultan Saladin genannte „Wahrheit“ der Religionen überhaupt?
Das „dramatische Gedicht“ Lessings steckt voll interessanter Worte, voll aussagekräftiger Sätze und voll belehrender Dialoge. Die Inszenierung von Markus Dietze lässt genügend Raum für diese Aspekte, so dass sich die Macht des Textes durch ein schlichtes Bühnenbild verstärkt. Weiß dominiert die Bühne (Kostüm und Bühnenbild Dirk Steffen Göpfert). Weiß, streng genommen gar keine Farbe, ist das Nichts, das leere Blatt Papier. Dort lässt sich wohl am besten Toleranz üben, wo nichts ist. Kein Vorurteil, kein Hass, keine Konkurrenz. Die Inszenierung lässt die familiären Verstrickungen der Figuren in den Hintergrund treten und eröffnet, in einem von der Weltwirklichkeit abgeschiedenen Ruheraum, einen Diskurs über Toleranz. Den Zuschauern wird sich zeigen, dass der eigene Toleranzbegriff allein durch das aufmerksame Zuhören erweitert werden kann.
In den Hauptrollen sind Reinhard Riecke als Nathan und Andreas Schirra in der Rolle des Sultan Saladin zu sehen
Weitere Aufführungen finden am So, 14.10. und So, 21.10. um jeweils 19.30 Uhr statt.
Karten gibt es an der Theaterkasse unter (03931) 635 777