Die Erdachse hat sich verschoben. Das Hotel wird von seltsamen Gestalten mit verdächtiger Vergangenheit geleitet, die in einer durcheinandergeratenen Zeit an diesem Ort gestrandet sind.
Hotelgäste gibt es schon lange nicht mehr, weil verregnete Sommer und überwarme Winter schlecht für das Geschäft sind. Baronin Freifrau von Stetten ist der letzte zahlende Dauergast. Sie nutzt sämtliche bizarren Dienstleistungen des Hotelpersonals mit allen vergnüglichen Extras. Ihr Motto: "Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur so selten dazu" beschreibt treffend und stellvertretend diese zwischen Wahn und Wirklichkeit oszillierenden Charaktere.
Bis Christine auftaucht, die zehn Monate zuvor in dem Hotel noch ihren Sommerurlaub verbracht hat, der nicht ohne Folgen blieb. Nun (be)sucht sie den Vater ihres Kindes zwecks Zukunftssicherung durch Heirat, nachdem sie in ihrer Heimat "abgebaut" wurde. Die Fremde wird zunächst von den schmierigen Männern des Hotels als Prostituierte verleumdet, die ihnen vor Jahr und Tag zu Diensten stand, ehe Christine offenbart, ein Vermögen geerbt zu haben und sich nun die geldgierigen Männer selbst als käuflich erweisen und um die schöne Fremde herumtaktieren, weil die Hoffnung auf eine gesicherte Zukunft zur Aussicht steht.
Ödön von Horváth zeichnet in dieser bitterbösen Komödie aus den goldenen 1920ern das Bild eines Hotels Europa kurz vor dem Bankrott in einem gefährlichen politischen und sozialen Vakuum, in dem einzig der Kapitalismus die heilbringende Religion ist.
Christiane Pohle inszeniert regelmäßig an den Münchner Kammerspielen, wo zuletzt DIE RÄUBER NACH SCHILLER und PARZIVAL entstanden. Außerdem arbeitet sie u.a. am Thalia Theater Hamburg und am Wiener Burgtheater.
Regie Christiane Pohle
Bühne Maria-Alice Bahra
Kostüme Sarah Schittek
Dramaturgie Matthias Günther
Licht Jürgen Tulzer
Max Peter Brombacher
Karl Edmund Telgenkämper
Müller Jochen Noch
Strasser Thomas Schmauser
Emanuel Freiherr von Stetten Stefan Merki
Ada Freifrau von Stetten Gundi Ellert
Christine Lena Lauzemis