Zu den Eltern will er nicht, deshalb kriecht er bei seinem behinderten Bruder Lee unter, der hauptsächlich an die nächste Lieferung von "Essen auf Rädern" denkt. Dannys Ex-Freundin Marley will ihn nicht mehr sehen, denn seine Briefe aus Basra haben sie tief schockiert. Trotzdem unternimmt Danny mehrere Versuche, den Kontakt zu ihr wieder aufzunehmen. Auch andere Menschen aus seinem früheren Leben sucht er auf, beispielsweise seinen ehemaligen Schulkameraden Tom, dem er eine Pistole abkauft. In der Wahrnehmung der Dagebliebenen ist der Kriegsheimkehrer Danny mal ein Held, mal ein Spinner, realitätsfremd oder ein toller Kumpel, bedrohlich oder bemitleidenswert. Für Danny selbst ist die ihn umgebende sogenannte normale Welt total verschoben. Die Leute hocken auf ihrem alten Platz, waren noch nie im Ausland, reden unglaublich viel Blech und gehen im Park für den Frieden demonstrieren, obwohl sie vom Krieg nicht die geringste Ahnung haben. Als Danny die 14-jährige Jade trifft und mit ihr durchbrennen will, eskaliert die Situation ...
Als "brillanten Schriftsteller mit gewaltiger Imaginationskraft, der mit seiner scharfen Beobachtungsgabe die Eigenheiten der Menschen erfasst", beschreibt die Londoner Zeitung Independent den Dramatiker Simon Stephens. Sein aktuelles Stück "Motortown" zeigt die Momentaufnahme einer Gesellschaft, die sich sicher wähnt, dass ihr Krieg an einem weit entfernten Ort keine Wirkung zu Hause hinterlässt: "Ich wollte ein Stück schreiben, das finster, widersprüchlich und gewalttätig ist, weil unsere Kultur finster, widersprüchlich und gewalttätig ist."
Der Berliner Regisseur Marc Lunghuß arbeitet seit 2005 u.a. in Bochum und Kiel. Er setzte Prosa von Beckett und Dostojewskij in Szene, Filme von Jim Jarmusch, Musik von Velvet Underground sowie "Suburban Motel" von George F. Walker. "Wie es so läuft" von Neil LaBute steht derzeit auf dem Spielplan des Schauspiels Kiel. Nach Daniel Calls "Kricket" im Rahmen des Helden 06-Spektakels ist "Motortown" die zweite Arbeit von Marc Lunghuß und seinem Bühnenbildner Tobias Schunck für das Schauspiel Leipzig.
Es spielen: Lissa Schwerm (Studio), Susanne Stein, Silvia Weiskopf, Thomas Huber, Stefan Kaminsky, Aleksandar Radenkovic, Martin Reik und Till Wonka