Elf Jahre nach dem Mauerfall bauen die Eltern von Philipp und Tobi ein Häuschen in ihrem Heimatdorf in der Lausitz. Endlich raus aus dem Plattenbau. Es geht aufwärts, so scheint es, wenigstens für sie. Die meisten Arbeiten am Haus macht der Vater in Eigenleistung. Uwe, ein umgeschulter Elektriker wie der Vater, hilft ihm dabei, denn er hat sonst nichts zu tun. Man munkelt, dass er bei der Stasi gewesen sein soll. Seitdem will kaum einer mehr etwas mit ihm zu tun haben, obwohl niemand genau weiß, was an den Gerüchten dran ist.
Nach einem Jahr Bauzeit ist das Haus fertig – pünktlich zu Tobis Einschulung in der Grundschule im Ort, die sein großer Bruder Philipp schon fast hinter sich hat. Wenn die Eltern arbeiten, die Mutter als Krankenschwester und der Vater auf dem Bau, sind die Jungen bei den Großeltern – am liebsten in deren Schrebergarten. Die Familie scheint besser intakt zu sein als viele andere, in denen die Ehen durch die Suche nach neuer Arbeit auseinandergebrochen und die Kinder bei einem Elternteil zurückgeblieben sind. Die Schamottefabrik, die über Generationen den meisten im Dorf Arbeit gab, ist stillgelegt. Die Tagebaue in der Region sind geflutet.
Doch das familiäre Glück ist trügerisch. Schweigen macht sich breit – zwischen Vater und Mutter, und auch die drängenden Fragen von Tobi und Philipp werden von den Eltern und Großeltern überhört. Warum hat der leere Neubaublock in Hoyerswerda einen verbrannten Balkon? Was sind das für komische Symbole, die auf den Schulhof geschmiert wurden? Weshalb fliegen Flugzeuge in die Türme in New York? Die Kinder haben Angst. Und Eltern und Lehrer, die selbst um Orientierung ringen, weil sie in den letzten Jahren alle Sicherheiten verloren haben, wissen keine Antworten.
15 Jahre lang, von 2000 bis 2015, begleitet die Geschichte das Aufwachsen von Tobi und Philipp und schildert aus deren Perspektive die Veränderungen in der sächsischen Provinz: Der Schornstein der Schamottefabrik ist inzwischen gesprengt, und aus ihrer alten Grundschule soll ein Asylbewerberheim werden.
Lukas Rietzschel hat mit »Mit der Faust in die Welt schlagen« im Alter von erst 24 Jahren DEN Roman über den Osten der 2000er-Jahre geschrieben. Er erschien fast zur gleichen Zeit, als die Krawalle in Chemnitz das Land erschütterten und wurde so zum Buch der Stunde. Der Schriftsteller und Journalist Jan Brandt urteilt über das Buch: »Lukas Rietzschel ist ein Chronist des Verfalls, er beschreibt, wie es ist, wenn die Heimat verschwindet, wie das Kapital die Menschen entmündigt und sich Lebensläufe in nichts auflösen.« Im Jahre 30 nach dem Mauerfall eine hochaktuelle und sensible Auseinandersetzung mit unserem zerrissenen Land.
Für die Bühne bearbeitet von Thomas Martin
Regie: Axel Vornam
Ausstattung: Tom Musch
Video: Nikolai Stiefvater
Dramaturgie: Sophie Püschel
Philipp: Sven-Marcel Voss
Tobias: Lucas Janson
Mutter: Johanna Sembritzki
Vater/Redner: Nils Brück
Großmutter: Sabine Unger
Uwe/Andreas/Polizist/Mielke: Oliver Firit
Lehrerin/Kathrin/Ramons Mutter: Friedrike Pöschel
Menzel: Frederik Bott
Ramon: Arne Löber
Axel: Florian Gerteis
Felix/Christoph: Simon Kluth
Elli/Sorbe: Romy Klötzel
Theaterfrühstück am 12. Januar 2020, 11 Uhr, Oberes Foyer, Großes Haus
Termine
Sa 18.01.2020 19:30 Uhr
Fr 24.01.2020 19:30 Uhr
Mi 29.01.2020 19:30 Uhr
Mi 05.02.2020 19:30 Uhr
Di 11.02.2020 19:30 Uhr
Do 13.02.2020 19:30 Uhr
Fr 21.02.2020 19:30 Uhr
Fr 06.03.2020 19:30 Uhr
Sa 28.03.2020 19:30 Uhr
Mi 08.04.2020 19:30 Uhr
Do 09.04.2020 19:30 Uhr
So 19.04.2020 19:30 Uhr
Sa 09.05.2020 19:30 Uhr
Di 19.05.2020 19:30 Uhr