Minnas Suche nach Tellheim, ihrem Verlobten, findet damit ein überraschendes Ende – ein Happy End jedoch liegt in weiter Ferne. Denn nach dem Krieg ist nichts wie zuvor. Es beginnen Auseinandersetzungen um die Möglichkeit einer Beziehung auf Augenhöhe, die Tellheim an gleichem Finanz- und Ehrenlevel festmacht. Minna dagegen bemisst diese an nichts Weiterem als der Liebe.
Die Frage nach Geschlechterrollen und -zuschreibungen ist auch zu Lessings Zeiten schon Thema: Welche (eigenen) Erwartungen richten sich ans "stärkere Geschlecht" und die "männlichen Versorger"? Wie und warum muss die Frau darum ringen, frei lieben und unabhängig über ihr Leben bestimmen zu dürfen?
Die Liebe als anarchischer und komischer Zustand, der selbst die kühlsten und vernünftigsten Menschen auszuhebeln vermag, deckt unbarmherzig alle Selbstzweifel und fremdbestimmten Bilder auf. Minna von Barnhelm zeigt eine vom Geld dominierte und vom Krieg gezeichnete Welt, die sich selbst und ihr gesellschaftliches Panorama befragt. Wer kämpft? Wer räumt auf? Wer bleibt übrig? Wer bezahlt? Wer liebt, liebt.
in einer Fassung von Anne Lenk und David Heiligers
Regie Anne Lenk
Bühne Judith Oswald
Kostüme Sibylle Wallum
Musik Camill Jammal, Fatoni
Licht Cornelia Gloth
Dramaturgie David Heiligers
Mit
Lorena Handschin, Seyneb Saleh, Jeremy Mockridge, Bernd Moss, Natali Seelig, Max Simonischek
Nächste Vorstellungen: Freitag, 21., Dienstag, 25. und Donnerstag, 27. Oktober 2022