Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Marat / Sade" nach Peter Weiss - Performancegruppe Monster Truck im Schauspielhaus Bochum "Marat / Sade" nach Peter Weiss - Performancegruppe Monster Truck im..."Marat / Sade" nach...

"Marat / Sade" nach Peter Weiss - Performancegruppe Monster Truck im Schauspielhaus Bochum

Premiere Sa, 29.06.2019, 19:30 in den Kammerspielen

Liberté, Egalité, Pfefferminztee. Zusammen mit den geistig gestörten Insassen einer Nervenheilanstalt probt der Marquis de Sade den Aufstand. Der Tod des Revolutionsführers Jean Marat in seiner Wanne wird wieder und wieder neu gestellt. Wann ist das Bild perfekt? Wer bestimmt über wen? Wer darf wen spielen? Wer bleibt bis zum Ende dabei? Ausgehend von Peter Weiss’ berühmtem Drama Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade inszeniert die preisgekrönte Performancegruppe Monster Truck die Vorlage als Stück im Stück: als Zwangsgemeinschaft in einer geschlossen Klinik, einer reglementierten Behindertenwerkstatt, einer abgegrenzten Theaterbühne – der Willkür von anderen ausgeliefert.

Ein Spiel im Spiel zwischen Inklusion und Exekution, Macht und Ohnmacht. Willkommen zur Premiere einer offenen Probe eines unfertigen Stücks. Nonsens statt Konsens. Macht kaputt, was euch kaputt macht. Die Inszenierung ist Teil des zweijährigen Projekts Irrsinn in Kooperation mit dem NTGent

Was interessiert euch an geistig Kranken?

Manuel Gerst: Eine prägende Arbeit war unsere Performance Dschingis Khan mit geistig Behinderten“, bei der es um Stigmatisierung und Unterstellung ging. Diese Themen wollen wir mit psychisch Kranken weiter untersuchen: Wann wird aus einer depressiven Verstimmung eine gefährliche Krankheit? Kann man einem Menschen seine geistige Krankheit ansehen? Warum habe ich vor einem Schizophrenen mehr Angst als vor einem Autisten?

Wie kommt die Revolution ins Spiel?

Sahar Rahimi: In den 70er Jahren forderte das Sozialistische Patientenkollektiv, „aus der Krankheit eine Waffe zu machen“ und durch eine Revolution „die Gesellschaft gesunden zu lassen“. Es geht um den Ausbruch aus geschlossenen Anstalten, die – nach neuen Gesetzesentwürfen – immer mehr staatlichen Gefängnissen gleichen werden.

Welche Relevanz hat Peter Weiss heute?Marcel Bugiel: An dem Text von Peter Weiss interessieren uns zwei Pole: Der Marquis de Sade hat den Begriff des Sadismus geprägt, der ein großes Machtgefälle impliziert. Marat steht wiederum für die Revolution, die die Unterschiede „umwälzen“ will, egal auf welche Kosten. Unter den Gesichtspunkten von Auflösung von Hierarchien, Nivellierung von Unterschieden und Machtmissbrauch, nicht zuletzt am Theater, scheint uns der Text höchst aktuell.

Koproduktion mit Monster Truck und dem NTGent
    In Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Bochum e.V.
    Mit Unterstützung der Psychiatrischen Klinik Bochum-Ehrenfeld

Text: nach Peter Weiss
    Deutsch mit englischen Übertiteln

Regie, Bühne, Kostüme: Monster Truck
Dramaturgie: Marcel Bugiel, Tobias Staab

Mit: Manuel Gerst, Wolfgang Ockenfels, Sahar Rahimi, Mark Schröppel, Lukas von der Lühe, Performer*innen der Lebenshilfe Bochum

Mo, 01.07.
19:30
Di, 02.07.
19:30
Do, 04.07.
19:30
Sa, 06.07.
19:30
Di, 09.07.
19:30
Mi, 10.07.
19:30
Fr, 12.07.
19:30
zum letzten Mal

Gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

PLÖTZLICH GIBT ES ZWEI KOBOLDE -- "Meister Eder und sein Pumuckl" mit der Jungen Württembergischen Landesbühne Esslingen in der Kelter Bietigheim

"Niemand muss an Kobolde glauben". Davon ist Meister Eder überzeugt. Julian Häuser und Philip Spreen schlüpfen virtuos in unterschiedliche Rollen. In der Bühnenfassung und Regie von Jan Müller (Bühne…

Von: ALEXANDER WALTHER

SONGS IN UNGEWÖHNLICHEM ARRANGEMENT -- Orchesterkonzert Jewish Pop im Schauspielhaus STUTTGART

In den vergangenen Jahren war "Jewish Jazz" der Schwerpunkt. Nun erkundet das 2005 gegründete Jewish Chamber Orchestra Munich unter der einfühlsamen Leitung von Daniel Grossmann die Popmusikgeschichte…

Von: ALEXANDER WALTHER

UNHEIMLICHE VERWANDLUNGEN -- "Der Untergang des Hauses Usher" mit dem Studiengang Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart im Wilhelma Theater Stuttgart

Sehr viele technische Tricks und faszinierende Einfälle besitzt diese gelungene Produktion des Studiengangs Figurentheater. In der suggestiven Regie von Stephanie Rinke können sich die gespenstischen…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUS DEM DUNKEL INS LICHT -- Neue CD: Die Würth Philharmoniker und Thomas Hampson (Bariton) bei hänssler Classic

Das dritte Album der Würth Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Claudio Vandelli präsentiert den berühmten US-amerikanischen Bariton Thomas Hampson. Die Würth Philharmoniker, die auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

NORDISCHE KLANGFARBEN -- Neue CD "Northern Colours" mit Felix Klieser (Horn) bei Berlin Classics erschienen

Im Zentrum des neuen Albums von Felix Klieser (Horn) steht das inspirierende Werk "Soundscape - A Walk in Colours" op. 118 von Rolf Martinsson, der 1956 in Schweden geboren wurde. Der Komponist hat…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche