Seine frühen Werke sind Ausdruck eines kultisch religiösen Expressionismus. 1918 gründet Schreyer in Berlin die "STURMBÜHNE", seine erste Inszenierung ist ein Drama von August Stramm. In den Nachkriegswirren verlegt Schreyer 1919 die "STURM-BÜHNE" nach Hamburg, wo er sie unter dem Namen "Kampfbühne" als expressionistische Versuchsbühne weiterführt. 1921 wird Schreyer als Meister an das Bauhaus in Weimar berufen, um die Bühnenwerkstatt zu übernehmen. Hier wendet er sich christlicher Mystik und Kunst zu, die seinerzeit von einer kleinen Gruppe am Bauhaus gepflegt wird.
Nach einer Aufführung des "Mondspiels" im März 1923 unter seiner Regie, die ohne Echo bleibt, verlässt Schreyer das Bauhaus, weil der weitere formale Weg des Bauhauses ihm zu seelenlos, zu konstruktivistisch, zu sehr reine Architektur zu werden schien. 1924-1927 wurde Schreyer Lehrer und zeitweilig Leiter der Kunstschule "Der Weg" in Berlin. Danach war er bis 1933 Cheflektor in einem Hamburger Verlag. Schreyer betätigte sich als freier Schriftsteller überwiegend mit Themen christlicher Kunst. Aber schon 1920 war er der Fichtestiftung beigetreten, die ausgesprochen deutschvölkische
und antisemitische Ziele hatte. 1933 konvertiert er zum Katholizismus nach einer kurzen anthroposophischen Phase. Im gleichen Jahr 1933 unterschreibt er das Treuegelöbnis 88 deutsche Schriftsteller für Adolf Hitler.
Seine Beziehungen zu den avantgardistischen Strömungen der Kunst in den zwanziger Jahren hat Schreyer in dem Buch "Erinnerungen an Sturm und Bauhaus" (München 1959) zusammenfasst. 1966 stirbt Lothar Schreyer in Hamburg. Das aufgeführte Werk („Mann“) ist in der rekonstruierten Fassung unter der Leitung des Komponisten und Dirigenten Juan Allende-Blin zu sehen, der Schreyer noch persönlich kannte. In diesem Werk legt Schreyer den Text, das rhythmisierte Sprechen und die Tonhöhe genau fest (diese „Melodramen“-Technik erinnert an Schönbergs „Pierrot lunaire“). Ähnlich wie Schönberg definiert Schreyer sehr genau die erforderliche Sprechweise der Darsteller. Er nennt es „Klangsprechen“. Die Freisetzung der Sprache, ihr mystischer Gehalt, die Abwesenheit jeder Psychologie, das Artikulieren des Sprachwertes, die Auflösung von Grammatik, die Möglichkeit, dass sich Worte andere, abweichende, oszillierende Semantiken suchen ist Kennzeichen dieser Sprachbehandlung und deutliche Verkörperung dessen, wie Wortgestalten in rein „expressiver“ Art neue Bedeutung erhalten jenseits alltagssprachlicher Nachahmung.
Rekonstruktion und künstlerische Gesamtleitung: Juan Allende-Blin
Mit: Marcus Ullmann, Annette Elster, Jochen Büttner
Diese Produktion zeigen die Wuppertaler Bühnen im Rahmen der Sturm-Ausstellung im Von der Heydt-Museum. "Mit der Eröffnung der Galerie „Der Sturm“ schlug Herwarth Walden 1912 ein neues Kapitel in der faszinierenden Geschichte der modernen Kunst auf. Bis 1928 war der „Sturm“ das Zentrum der Avantgarde und eine der wichtigsten Galerien Deutschlands. Hier waren die prominentesten Künstlergruppierungen zu Hause: der „Blaue Reiter“, die Futuristen, die Kubisten und die neuen konstruktivistischen Bestrebungen. Die Galerie „Der Sturm“ war nicht nur ein Ort mit hochkarätiger zeitgenössischer Kunst, sie war auch ein Ort der Kunstvermittlung und eine Experimentierbühne. Sie veranstaltete Dichterlesungen und Abende mit neuer Musik, und Herwarth Walden gab bereits seit 1910 die Zeitschrift „Der Sturm“ heraus, die das zentrale Diskussionsforum für alle Ideen und
Strömungen der modernen Kunst, Musik und Dichtung war. Die bekanntesten Künstler des frühen 20. Jahrhunderts präsentierten sich im „Sturm“: Kokoschka, Kandinsky, Macke, Marc, Delaunay, Chagall, sowie Schlemmer, Baumeister, Moholy-Nagy, die Dichter Alfred Döblin, Theodor Däubler und August Stramm und die Komponisten Schönberg, Schreyer und Walden selbst."
(aus der Ankündigung des Von der Heydt-Museums)
Weitere Vorstellungen:
22. April 18:00 (Einführung 17:15)
26. April 20:00 (Einführung 19:15)