Des weiteren sind viele Anspielungen auf politische und historische Ereignisse in Shakespeares Dramen heute nur noch mit einem Wust von Anmerkungen verständlich. „Eine der wichtigsten Aufgaben für eine Neubearbeitung ist es, genau solche, durch den zeitlichen Abstand entstandene Unschärfen wieder zurechtzurücken. In unserer Neubearbeitung wird Fleance am Ende überraschend der neue Herrscher des Landes. Diese neue Setzung deutet das an, was Shakespeares Zeitgenossen wußten: Es wird eine neue, bessere Zeit anbrechen, es wird Menschen, Herrscher geben, die sich nicht nur von Eigeninteresse, Mord- und Rachsucht treiben lassen. Mit diesem neuen Schluß (der vor allem über eine zugespitzte Macduff-Figur eine der wesentlichen Fragen heutiger Politik mitverhandelt, nämlich die des rechtzeitigen Machtverzichts) ist man auf überraschende Weise wieder näher an Shakespeare“, schreibt Jens Groß in der aktuellen Theaterzeitung. Macbeth ist ein Stück voller Gewalt, und es schildert die Welt „als gott- und sinnverlassene Wüste“ (Groß), in der der Aberglauben und das Barbarische das Handeln der Menschen beherrscht und bestimmt. Und genau das macht das Stück hochaktuell. Denn der private Raum, den die bürgerliche Aufklärung geschaffen hat als Schutz vor dem Barbarischen, ist stets bedroht, sei es durch totalitäre Systeme, Kriege, religiösen Fundamentalismus oder einen Staat, der die Freiheit zu Tode schützt. Doch drängt sich auch die Frage auf: Wie barbarisch ist der einzelne Mensch, der in seinem privaten Schutzraum sitzt? – „Wir versuchen also Shakespeare so genau zu lesen, wie wir nur können, aber immer auch in dem Bewußtsein, daß seine Stücke uns entschieden besser lesen, als wir sie.“ (Jens Groß)
André Wilms, der schon Jens Groß Bearbeitung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" erfolgreich für Kinder und Jugendliche inszenierte, führt Regie. Nächste Termine: 16. und 25. Februar im Großen Haus.