Es handelt sich um eine Runde einflussreicher Männer, die sich in dieser Nacht ihres Zusammenhalts versichern wollen. Befeuert vom Alkohol, darf nun jeder seine eigene Geschichte erzählen und verrät im Laufe des Abends die sonst gut gehüteten Geheimnisse. Insgeheim fragen sich die Männer dabei, ob ihre gegenseitige Loyalität wohl größeren Prüfungen standhält.
Dieser Polterabend ist ein Versuch über Männerfreundschaft in all ihren Erscheinungsformen: Bündnisse zwischen unbeholfener Zärtlichkeit und Liebe, zwischen kalkulierenden Seilschaften und spontanen Notgemeinschaften. Diese Männer stehen treu zueinander und liegen dann wieder in erbarmungslosem Kampf. So wie eben alle jene Grüppchen aus Politik und Wirtschaft, die gemeinsame Leichen im Keller haben... Ausgestattet mit Nestroys unsterblichem Sprachwitz erschaffen sie Welten, die auch heute ein lustvoll schauriges Abbild unserer Gesellschaft sind. Dieser Nestroyabend, ist eine weitere Koproduktion mit dem Theater im Bahnhof (Kaufleute von Graz, Lehrerzimmer 8020 u. a.). Mit dem Kollegium Kalksburg, den furiosen Erneuerern des Wiener Liedes, stehen den SchauspielerInnen bei ihrem Ritt durch die beliebten Nestroystücke drei Musiker zur Seite, die sich selbst als »im besten Sinne des Wortes dilettierende Kapellmeister« bezeichnen.
Zum AUTOR: Johann Nestroy
Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862) war Schauspieler (u. a. in Graz, wo er auch starb) und Dramatiker. Egon Friedell feierte ihn als „sokratischer Dialektiker und kantisch analysierenden Geist von höchster Feinheit und Schärfe“ – ein breites Publikum fühlte sich durch seine satirisch-absurden Enttarnungen menschlicher Schwächen gleichzeitig bestens unterhalten. Die Protagonisten seiner Stücke verzweifeln häufig nicht nur an den Mühseligkeiten des Alltags, sondern kämpfen konkret gegen die politischen Lenker ihres Schicksals; ein Ausdruck der von Zensur und Überwachung bestimmten Epoche in der die Stücke entstanden sind, der Restaurations- und Biedermeierzeit in der Außenminister Metternich die liberal-freiheitlichen Bestrebungen um 1848 unterdrückte.
Durch sein gewaltiges Werk von 77 überlieferten Stücken, hunderten Verfilmungen, Bearbeitungen und Inszenierungen noch zu Lebzeiten sowie im Kanon heutiger Spielpläne, ist Nestroy neben Raimund der Komödien-Klassiker Österreichs und Hauptvertreter des sogenannten Alt-Wiener Volkstheaters, dessen häufige Merkmale musikalische Einlagen und scharfzüngige Seitenhiebe auf politische Verhältnisse sind.
Zu den Regisseuren: Helmut Köpping & Ed. Hauswirth
Helmut Köpping ist seit 1989 Mitglied des Theater im Bahnhof. Die freie Grazer Gruppe versteht sich als zeitgenössisches Volkstheater, das sich seit seinen Anfängen mit österreichischer Identität auseinandersetzt. Das TiB kombiniert Unterhaltung mit unkonventionellen Formen, bewegt sich vom Bekannten ins Unbekannte, sucht mögliche und unmögliche Spielräume. Zu seinen Inszenierungen gehören u. a. LKH, Arland Mysteries (Schauspielhaus Graz), Nicht einmal Hundescheiße, Zwischen Knochen und Raketen (steirischer herbst), Frau Merkel geht in Therapie (Staatstheater Mainz), Death of a Cardholder (Göteborgs Dans & Teater Festival). Zuletzt entstanden in Koproduktion mit dem Theater im Bahnhof Die Kaufleute von Graz (Spielzeit 2010/2011) und die Uraufführung Lehrerzimmer 8020 (Spielzeit 2012/2014, Wiederaufnahme 2013/2014 sowie in der aktuellen Spielzeit).
Ed. Hauswirth ist Gründungsmitglied und künstlerischer Leiter des Theater im Bahnhof. Der 1965 in der Steiermark geborene Regisseur inszenierte u. a. Drei Schwestern von Anton Tschechow, Graz fliegt (Eröffnung der Kulturhauptstadt Europas Graz 2003), Burgtheater von Elfriede Jelinek, Europa, Europa und Warmanziehen. In Koproduktion mit der Zürcher Gruppe 400asa entstanden die Inszenierungen Partyschreck (2008) und Wie fünf Mädchen jämmerlich im Branntwein ertranken (2011) nach der Erzählung von Jeremias Gotthelf. Ed. Hauswirth führte zudem Regie bei MASCHEK- the great television swindle und bei den Rabtaldirndln u. a. zielsicher.
Am Schauspielhaus Graz inszenierte Ed. Hauswirth bereits Eine unverheiratete Frau oder Wie weit kommt man letztlich mit der Liebe? mit Birgit Stöger. Seine Inszenierung Jugend ohne Gott. Eine Rekonstruktion mit Matthias Ohner ist weiterhin auf der Probebühne zu sehen.
Koproduktion mit dem Theater im Bahnhof
Regie Helmut Köpping & Ed. Hauswirth
Bühne & Kostüme Heike Barnard & Helene Thümmel
Musik Kollegium Kalksburg
Dramaturgie Christian Mayer
Besetzung Pfriem: Stefan Suske
Wendelin: Thomas Frank
Thurming: Christoph Rothenbuchner
Leim: Mathias Ohner
Knieriem: Rupert Lehofer
Zwirn: Lorenz Kabas
Arthur: Franz Solar
Pitzl: Gerhard Balluch
Kellnerin: Beatrix Brunschko
Emma: Martina Zinner
Rosalie: Juliette Eröd
und Kollegium Kalksburg
weitere Vorstellungen am 25. und 29. November, jeweils 19.30 Uhr, am 30. November bereits um 15 Uhr sowie ab Dezember
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
I www.schauspielhaus-graz.com