Und der sie deshalb nacheinander mit dem Medizinalrat Dr. Goll und dem Maler Schwarz verheiratet, bevor er sie dann doch selber ehelicht. Goll stirbt, als er Lulu in flagranti mit Schwarz überrascht. Schwarz, die von Lulu erweckte männliche Jungfrau, nimmt sich das Leben, als Schön, der sich von Lulu zu befreien sucht, ihn über ihr Vorleben aufklärt. Schließlich heiratet Schön Lulu, doch in der Ehe erkaltet die Anziehungskraft zwischen den beiden. Schön flüchtet sich ins Morphium. Als Lulu auch Schöns Sohn Alwa zum Liebhaber nimmt, will Schön sie zum Selbstmord zwingen. Lulu erschießt – vielleicht versehentlich - Schön und flieht mit Alwa, Schigolch, dem Kurzzeit-Liebhaber und Athleten Rodrigo und der auch in sie verliebten, aber nicht von ihr erhörten Gräfin Geschwitz nach Paris. Als dort alles Geld verspielt und verspekuliert ist, will der Polizeispion und Mädchenhändler Casti-Piani Lulu an ein Edelbordell in Kairo verkaufen. Die Clique flieht weiter nach London, wo Lulu, um die anderen zu ernähren, auf die Straße geht. Einer ihrer ersten Freier ist Jack, später bekannt als The Ripper …
Selbstverständlichkeit, Ursprünglichkeit, Kindlichkeit hatten mir bei der Zeichnung der weiblichen Hauptfigur als maßgebende Begriffe vorgeschwebt. Ich hatte das menschlich Bewusste, das sich selbst unter allen Umständen immer so maßlos überschätzt, am menschlich Unbewußten scheitern lassen wollen. Begriffe, die logisch unhaltbar sind, wie: Liebe, Treue, Dankbarkeit, habe ich bei der Darstellung ausgeschaltet. Bei der Schilderung der Lulu kam es mir darauf an, den Körper eines Weibes durch die Worte, die es spricht, zu zeichnen. (Frank Wedekind)
Mit seiner Lulu hat Frank Wedekind eine Art Kaspar Hauser der weiblichen Sexualität geschaffen. Lulu ist ein Wesen, das sich über herkömmliche Moralbegriffe radikal hinwegsetzt. Sie will die Rolle, die ihr die Gesellschaft zuweist, nicht spielen, sie will als Lulu geliebt und behandelt werden. In der in Linz gespielten Urfassung des Dramas, der „Monstretragödie“, kommt er seiner Intention der "Selbstverständlichkeit und Ursprünglichkeit" am nächsten, fern aller späteren Überzeichnungen Lulus zur "femme fatale". Frank Wedekind gehörte wohl zu den schärfsten Kritikern des deutschen Bürgertums der Kaiserzeit, insbesondere dessen Scheinmoral und Sexualfeindlichkeit nahm er aufs Korn. Zeitlebens wurde er deshalb von der Zensur schikaniert. Viele seiner Stücke konnten nur in „geschlossenen“ literarischen Kreisen uraufgeführt werden, so auch der 2. Teil von Lulu, „Die Büchse der Pandora“ durch Karl Kraus 1905 in Wien.
Inszenierung Gerhard Willert
Bühne und Kostüme Alexandra Pitz
Musik Wolfgang ‚Fadi’ Dorninger
Licht Helmut Janacs
Dramaturgie Kathrin Bieligk
Lulu Katharina Vötter
Schigolch Vasilij Sotke
Dr. Franz Schöning Stefan Matousch
Alwa Schöning Peter Pertusini
Martha Gräfin von Geschwitz Katharina Hofmann
Obermedizinalrat Dr. Goll Sven-Christian Habich
Eduard Schwarz Björn Büchner
Rodrigo Quast Georg Bonn
Chevalier Casti-Piani Lutz Zeidler
Banquier Puntschuh Thomas Kasten
Journalist Heilmann Christian Manuel Oliveira
Ludmilla Steinherz Nancy Fischer
Bianetta Gazil Jenny Weichert
Madelaine de Marelle Bettina Buchholz
Kadéga di Santa Croce,
ihre Tochter Anja Jemc/Sophie Rieger
Bob, Groom bei Lulu Florian Granzner/Levin Hofmann
Mr. Hopkins Markus Subramaniam
Kungu Poti Thomas Bammer
Jack Klaus Köhler
Weitere Termine 20., 24., 27. und 28. März 2012