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"Lulu" von Frank Wedekind am Landestheater Linz

Premiere 17. März 2012 um 19.30 Uhr in den Kammerspielen. -----

Lulu liebt - - erst den Zeitungsverleger Dr. Schön, der sie als Kind ihrem Zuhälter-"Vater" Schigolch abkaufte, ihre Erziehung übernahm und sie zur Geliebten machte, aber nicht zur Frau nehmen wollte.

Und der sie deshalb nacheinander mit dem Medizinalrat Dr. Goll und dem Maler Schwarz verheiratet, bevor er sie dann doch selber ehelicht. Goll stirbt, als er Lulu in flagranti mit Schwarz überrascht. Schwarz, die von Lulu erweckte männliche Jungfrau, nimmt sich das Leben, als Schön, der sich von Lulu zu befreien sucht, ihn über ihr Vorleben aufklärt. Schließlich heiratet Schön Lulu, doch in der Ehe erkaltet die Anziehungskraft zwischen den beiden. Schön flüchtet sich ins Morphium. Als Lulu auch Schöns Sohn Alwa zum Liebhaber nimmt, will Schön sie zum Selbstmord zwingen. Lulu erschießt – vielleicht versehentlich - Schön und flieht mit Alwa, Schigolch, dem Kurzzeit-Liebhaber und Athleten Rodrigo und der auch in sie verliebten, aber nicht von ihr erhörten Gräfin Geschwitz nach Paris. Als dort alles Geld verspielt und verspekuliert ist, will der Polizeispion und Mädchenhändler Casti-Piani Lulu an ein Edelbordell in Kairo verkaufen. Die Clique flieht weiter nach London, wo Lulu, um die anderen zu ernähren, auf die Straße geht. Einer ihrer ersten Freier ist Jack, später bekannt als The Ripper …

 

Selbstverständlichkeit, Ursprünglichkeit, Kindlichkeit hatten mir bei der Zeichnung der weiblichen Hauptfigur als maßgebende Begriffe vorgeschwebt. Ich hatte das menschlich Bewusste, das sich selbst unter allen Umständen immer so maßlos überschätzt, am menschlich Unbewußten scheitern lassen wollen. Begriffe, die logisch unhaltbar sind, wie: Liebe, Treue, Dankbarkeit, habe ich bei der Darstellung ausgeschaltet. Bei der Schilderung der Lulu kam es mir darauf an, den Körper eines Weibes durch die Worte, die es spricht, zu zeichnen. (Frank Wedekind)

 

Mit seiner Lulu hat Frank Wedekind eine Art Kaspar Hauser der weiblichen Sexualität geschaffen. Lulu ist ein Wesen, das sich über herkömmliche Moralbegriffe radikal hinwegsetzt. Sie will die Rolle, die ihr die Gesellschaft zuweist, nicht spielen, sie will als Lulu geliebt und behandelt werden. In der in Linz gespielten Urfassung des Dramas, der „Monstretragödie“, kommt er seiner Intention der "Selbstverständlichkeit und Ursprünglichkeit" am nächsten, fern aller späteren Überzeichnungen Lulus zur "femme fatale". Frank Wedekind gehörte wohl zu den schärfsten Kritikern des deutschen Bürgertums der Kaiserzeit, insbesondere dessen Scheinmoral und Sexualfeindlichkeit nahm er aufs Korn. Zeitlebens wurde er deshalb von der Zensur schikaniert. Viele seiner Stücke konnten nur in „geschlossenen“ literarischen Kreisen uraufgeführt werden, so auch der 2. Teil von Lulu, „Die Büchse der Pandora“ durch Karl Kraus 1905 in Wien.

 

Inszenierung Gerhard Willert

Bühne und Kostüme Alexandra Pitz

Musik Wolfgang ‚Fadi’ Dorninger

Licht Helmut Janacs

Dramaturgie Kathrin Bieligk

 

Besetzung

Lulu Katharina Vötter

Schigolch Vasilij Sotke

Dr. Franz Schöning Stefan Matousch

Alwa Schöning Peter Pertusini

Martha Gräfin von Geschwitz Katharina Hofmann

Obermedizinalrat Dr. Goll Sven-Christian Habich

Eduard Schwarz Björn Büchner

Rodrigo Quast Georg Bonn

Chevalier Casti-Piani Lutz Zeidler

Banquier Puntschuh Thomas Kasten

Journalist Heilmann Christian Manuel Oliveira

Ludmilla Steinherz Nancy Fischer

Bianetta Gazil Jenny Weichert

Madelaine de Marelle Bettina Buchholz

Kadéga di Santa Croce,

ihre Tochter Anja Jemc/Sophie Rieger

Bob, Groom bei Lulu Florian Granzner/Levin Hofmann

Mr. Hopkins Markus Subramaniam

Kungu Poti Thomas Bammer

Jack Klaus Köhler

 

Weitere Termine 20., 24., 27. und 28. März 2012

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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