Auch Lucia erwartet dieses Schicksal, vor dem sie sich in den Wahnsinn flüchtet. Eigentlich hat sie Herz und Hand Edgardo versprochen, dem Todfeind ihres Bruders Enrico. Dieser möchte seine Schwester dem mächtigen Verbündeten Arturo andienen.
Grundlage für den Opernstoff Donizettis bilden die Romane Sir Walter Scotts, Hauptvertreter der englischen literarischen Romantik. Reine, bis ins Unendliche klingende Gefühlsdemonstration ohne Psychologisierung ist das Hauptmerkmal der italienischen Musiktheaterromantik.
Donizetti, seinerzeit nach Rossinis Rückzug, Bellinis frühem Tod und vor Verdis Meisterjahren der vergötterte Alleinherrscher der italienischen Oper, schuf mit Lucia di Lammermoor seinen dauerhaft grössten Bühnenerfolg. Die Stoffe Sir Walter Scotts – verwirrte, unschuldig geplagte und letztlich brechende Frauenherzen sowie die Katastrophen, die sich daraus auch für die Männer ergeben – waren Mitte des 19. Jahrhunderts begehrter Anlass für reizvolle Gefühlsschauer bei Vätern, Müttern und höheren Töchtern. Der Roman des Hauptvertreters der englischen literarischen Romantik mit ihrer typischen Vermischung von Poesie und Historie ist die Quelle der verstrickten Opernhandlung. Mord, Totschlag, Hass, Rache und blutige Familienfehden geben Anlass zu exzessiven Musikszenen. Besonders die berühmte Wahnsinnsszene der Titelfigur illustriert abgrundtiefe Leidenschaft und Emotion mit schwindelnden Tonhöhen, halsbrecherischen instrumentalartigen Koloraturen und ätherischen, herzerweichend süssen Klagen. So fühlt auch der ergriffene Zuschauer, dass es für die engelsgleiche Lucia nur einen Ausweg aus der tiefen Verzweiflung unglücklicher Liebe gibt: Entrückung, Wahnsinn, Tod.
Libretto: Salvatore Cammarano
Nach dem Roman «The Bride of Lammermoor» (1819)
von Sir Walter Scott
Uraufführung 1835 in Neapel
In italienischer Sprache. Mit deutschen Übertiteln.
Musikalische Leitung Srboljub Dinić
Inszenierung Kay Kuntze
Bühne, Kostüme Duncan Hayler
Enrico Asthon Robin Adams
Miss Lucia Silvia dalla Benetta
Sir Edgardo Hoyoon Chung
Lord Arturo Bucklaw Giacomo Patti
Raimondo Bidebent Carlos Esquivel
Alisa Hélène Couture
Normanno Stjepan Franetović
Chor des Stadttheaters Bern
Berner Symphonieorchester
Weitere Vorstellungen 04./12./18./22./26. Februar // 04./10./13./27. März //
05./15./28. April // 04./ 13./16. Mai 2012