Auch als sich später während College und Studium ihre Wege trennten, hielt durch ihre intensive Korrespondenz das in der Jugend geknüpfte Band.
Ein Band, an dem später zwei erwachsene Menschen zappeln und das sie zwingt, ihr Verhältnis von Vertrautheit und Distanz immer aufs Neue zu vermessen. Und das keineswegs immer synchron zu ihren Gefühlen. Der lebenslange Briefwechsel zwischen Melissa und Andrew beschreibt zwei Menschen, die nie zueinander finden und doch nie ganz voneinander lassen können.
Das „Time Magazine“ hält Love Letters für „eines der vier oder fünf besten Theaterstücke der achtziger Jahre“ - und seit seiner deutschsprachigen Uraufführung 1990 in den Münchner Kammerspielen ist es auch von den heimischen Bühnen kaum mehr wegzudenken. Sein Autor, Albert Ramsdell Gurney, blickt mit der analytischen Schärfe des Wissenschafters hinter die Fassade von Wohlhabenheit und gesellschaftlichem Image und zeigt das narzisstisch aufgeladene Changieren seiner Figuren zwischen Exzentrik und Selbstverlorenheit, Resignation und Vitalität. Gurney, Jahrgang 1930 und im früheren Hauptberuf Professor für Literatur am Massachusetts Institute of Technology, verwendet als wichtigstes inhaltliches Strukturelement seiner Dramatik die Rückblendetechnik, die Rekonstruktion von Lebens- bzw. Familiengeschichten, die bis in die Kindheit seiner Protagonisten zurückverfolgt werden. Dabei vollzieht sich diese Art der Rekonstruktion hauptsächlich in der Reflexion der dramatischen Figuren über sich und andere und weniger im dramatischen Spiel.
Mit Andrea Eckert und Karlheinz Hackl
Theater Akzent, Tageskassa Argentinierstraße 37, 1040 Wien, Kartenvorverkauf telefonisch unter 01 501 65-3306 (Mo-Fr 13-18 Uhr, Sa 14-18 Uhr), www.akzent.at