Sie war nicht irgendeine Flamme im langen Leben des Dichters, ihre Romanze war der Stoff für den
wohl berühmtesten Liebesroman des Sturm und Drang: Die Leiden des jungen Werther. Nun ist Lotte nicht mehr jung, und Goethe ist es auch nicht, dafür aber eine Berühmtheit, während Lottes Leben in
eher unglamourösen Bahnen verlief.
Ihr Aufenthalt im kleinen Weimar bleibt nicht lange geheim. Dafür sorgt schon das Faktotum des Hotels Elephant, der belesene Kellner Mager. Goethe aber bleibt für Lotte lange unsichtbar. Hingegen geben sich Besucher die Klinke in die Hand, die alle durch Goethe geprägt sind, darunter sein Sohn August. Er
überbringt dem Dichter die Nachricht von Lottes Anwesenheit, und Goethe reagiert wenig romantisch: „Konnt’ sie sich’s nicht verkneifen, die Alte, und mir’s nicht ersparen?“. Und weil er für gemeinsames Resümieren nicht zu haben ist, stellt sich Lotte ein Gespräch mit dem abwesenden Herrn von Goethe über Liebe und Verlust, über das Altern und über Lebenserfüllung vor. Zu bereuen und verzeihen gibt es nichts, aber es erwachsen doch etliche bittersüße Einsichten aus dem Geflecht von Vergangenheit, Dichtung und Gegenwart. Thomas Manns Roman balanciert auf der Grenze zwischen fein ziselierten Figurenporträts und zum Teil saftiger Ironie.
Fassung von Anika Bárdos
Inszenierung Slobodan Unkovski |
Bühne und Kostüme Angelina Atlagic |
Musik Irena Popović
Mit
Monika Kroll Lotte, Magdalena Höfner Lotte (jung), Viola Pobitschka Lottes Tochter | Ottilie, Franziska
Beyer Adedle | Mrs. Cuzzle | Michael Günther Bard Goethe, Benjamin Krämer-Jenster Dr. Riemer, Rainer Kühn Mager, Jörg Zirnstein August | Albert, Benjamin Kiesewetter Ferdinand | Werther, Zygmunt Apostol Carl
Eine Produktion des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden