Das radikale Vaterporträt in „Sterben“ wird nun in „Lieben“ ergänzt durch die kompromisslose Suche nach Nähe und Beziehung. Dabei geht es in erster Linie um den Kampf des Schriftstellers zwischen dem Schreiben und der Privatsphäre und der Frage: Wie geht das zusammen? Aufgezeigt werden der Aufbruch des Autors in ein neues Familienleben, der daraus entstehende Zwiespalt und nicht zuletzt die emotionale Überforderung seiner zweiten Frau Linda, die sich als Leserin seiner Bücher mit der Veröffentlichung ihres Privatlebens auseinandersetzen muss. Das Team auf der Bühne um Schauspieler Robin Sondermann und Musiker Torsten Kindermann wird mit Fania Sorel um eine zweite Schauspielerin ergänzt, die die Rolle von Knausgårds Frau verkörpert. Auch drei Mädchen werden mitwirken. Der Ich-Erzähler, also Knausgård, sehnt sich nach einer großen Intensität, nach einer Liebe, die auch der Alltag nicht schwächt, schildert Dramaturgin Viktorie Knotková, scheitert aber an der Absolutheit seiner Ansprüche. Zur theatralen Umsetzung fügt sie hinzu: „Es geht uns in erster Linie darum, auf die Kraft seiner Sprache und die Liebe zur Literatur zu setzen.“
Erneut führt Frank Abt Regie, der mit seinem Team in einem auf insgesamt sechs Abende angelegten szenisch-literarischen Projekt dem Alltag des Schriftstellers folgt. „Für jeden Teil sucht er eine besondere Form, die szenische Bilder für Knausgårds Sprache entwickelt und zugleich auf die Kraft des schlichten Erzählens setzt“, sagt Produktionsdramaturgin Viktorie Knotková. Entsprechend ist der szenische Anteil in „Lieben“ im Vergleich zum ersten Teil wesentlich größer.
Frank Abt wurde 1976 in Laupheim geboren und inszenierte nach seinem Studium in Berlin und Paris unter anderem am Münchner Volkstheater, dem Schauspielhaus Graz und dem Schauspielhaus Bochum. Für das Deutsche Theater in Berlin entwickelte er die Reihe „Geschichten von hier“, ein dreiteiliges Rechercheprojekt auf der Basis von Interviews. Darüber hinaus brachte er Georg Seidels „Jochen Schanotta“ am Deutschen Theater in Berlin vielbeachtet zur Wiederaufführung und inszenierte dort „Stallerhof“ von Franz Xaver Kroetz. Seit der Spielzeit 2012/13 inszeniert er regelmäßig am Theater Bremen. Unter seiner Regie entstanden die Produktionen „Robin Hood“ nach John von Düffel, „Die Brüder Löwenherz“ nach Astrid Lindgren, die Uraufführung „Herkunft“ nach dem Roman von Oskar Roehler, die deutschsprachige Erstaufführung von Oscar van Woensels „Oedipus“, der Liederabend „Jetzt musst du springen“ mit Songs von Element of Crime, Dostojewskis „Der Idiot“ und bereits in dieser Spielzeit, wie oben geschrieben, „Sterben“.
Regie: Frank Abt
Musik: Torsten Kindermann
Bühne und Kostüme: Susanne Schuboth
Dramaturgie: Viktorie Knotková
Mit:
Robin Sondermann, Torsten Kindermann, Fania Sorel und Coco Buchwald, Hannah Gerken, Frieda Hüchting