Sowohl das genannte Grundmotto als auch der gesamte Opernstoff basieren auf Dostojewski, dessen Aufzeichnungen aus einem Totenhaus aus dem Jahr 1862 Janáček zutiefst bewegten. Die Oper berichtet in Episoden von der Gnadenlosigkeit gesellschaftlicher Mechanismen, dem Eingesperrtsein, von menschlichen Schicksalen.
Eine Männergesellschaft irgendwo in einem Loft im 44. Stock. Die Stimmung ist gereizt, die Aggressionsschwelle niedrig. Der Mafia-Boss erscheint und gibt bekannt, wer heute das Opfer sein wird: Alexandr Petrovic Gorjancikov. Gorjancikov wird gedemütigt und zusammengeschlagen – alle müssen mitmachen, keiner kann sich entziehen. Skuratov beginnt, aus der Vergangenheit zu erzählen, wird aber von Luka und den anderen nur ausgelacht. Luka berichtet, wie er einen selbstgefälligen Major erstochen hat und anschließend selbst nur knapp dem Tod entkommen ist. Gorjancikov will Aljeja Lesen und Schreiben beibringen. Die Vorbereitungen für eine Theatervorstellung dauern länger als erwartet, und so wird Skuratov doch noch seine Lebensgeschichte los: Er erzählt von seiner ehemaligen Freundin Luisa, deren Eltern sie mit einem reichen Verwandten verheiraten wollten. Er ließ sich das nicht gefallen und erschoss den Rivalen.
Dann kommt endlich Stimmung auf: Das Theater beginnt. Doch die anfängliche Begeisterung schlägt in Aggression um. Der Frust über die unbefriedigende Vorstellung richtet sich gegen Gorjancikov, der Aljeja weiter unterrichten will. Stattdessen muss er wieder Demütigungen über sich ergehen lassen. Aljeja, der Gorjancikov zu Hilfe kommt, wird verletzt. Die Auseinandersetzung gipfelt in einer Massenschlägerei. Aljeja kann inzwischen lesen. Die Stimmung unter den Männern ist noch immer gereizt. Šapkin erzählt, wie ein Polizist ihn beim Verhör die Ohren lang gezogen hat. Skuratov, der plötzlich nach seiner Luisa schreit, wird von den anderen zum Schweigen gebracht. Šiškov erinnert sich an die Frau, mit der er verheiratet war. Diese Akulka war zunächst mit Filka Morosov zusammen, einem Freund Šiškovs. Doch Filka beschloss eines Tages, zum Militär zu gehen, ließ Akulka fallen und beschimpfte sie als Hure. Akulkas Eltern glaubten, dass ihre Tochter nun keine gute Partie mehr machen könnte, und verheirateten sie mit Šiškov, der aus armen Verhältnissen kam. Als ihm Akulka gestand, dass sie Filka immer lieben werde, raste Šiškov vor Wut: Er schnitt ihr die Kehle durch. Gorjancikov wird hereingebracht. Der Boss führt ihn ein letztes Mal vor und teilt ihm mit, er sei nun „frei“.
Die Uraufführung fand 1930 in Brünn statt. Mit der Staatsopern-Erstaufführung von Aus einem Totenhaus wird der Janáček-Zyklus, der in der Spielzeit 2010/2011 mit Kátja Kabanová eröffnet wurde, weitergeführt.
Koproduktion mit dem Opernhaus Zürich
Dirigent: Franz Welser-Möst |
Regie: Peter Konwitschny
Ausstattung: Johannes Leiacker |
Dramaturgische Mitarbeit: Vladimir Zvara |
Chorleitung: Martin Schebesta
Gorjancikov.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sorin Coliban
Aljeja.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gergely Németi
Luka Kusmitsch.. . . . . . . . . . . . . . . . Misha Didyk
Der große Sträfling.. . . . . . . . . . . . Carlos Osuna
Der kleine Sträfling.. . . . . . . . . . . . Hans Peter Kammerer
Der Platzkommandant.. . . . . . . . Alexandru Moisiuc
Der ganz alte Sträfling.. . . . . . . . . Herwig Pecoraro
Skuratov.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Lippert
Cekunov.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Janusz Monarcha
Der betrunkene Sträfling.. . . . . Clemens Unterreiner
Der junge Sträfling.. . . . . . . . . . . . . Tae Joong Yang
Dirne.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Donna Ellen
Šapkin.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roider
Šiškov.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christopher Maltman°
Cerevin.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Benedikt Kobel
Don Juan.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Eiche
Kedril.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Jelosits
Reprisen: 14., 18., 27., 30. Dezember 2011
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