Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
LEIDENSCHAFT DES AUSDRUCKS -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Hommage à Mörike in der Staatsgalerie StuttgartLEIDENSCHAFT DES AUSDRUCKS -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Hommage à...LEIDENSCHAFT DES...

LEIDENSCHAFT DES AUSDRUCKS -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Hommage à Mörike in der Staatsgalerie Stuttgart

am 15. März 2025

Hugo Wolf schrieb wunderbare Mörike-Vertonungen. Doch auch andere Komponisten würdigten diesen schwäbischen Dichter, der ihnen Geheimnisse offenbarte. Carolina Ullrich (Sopran) interpretierte zusammen mit Marcelo Amaral (Klavier) zunächst leidenschaftlich gesungene Lieder von Pauline Viardot, die in Baden-Baden einen berühmten künstlerischen Salon führte, dem auch Iwan Turgenjew und Clara Schumann angehörten. Als Schülerin von Franz Liszt beherrschte sie das Klavier meisterhaft, was man den atmosphärisch dichten Vertonungen wie "In der Frühe", "Das verlassene Mägdlein", "Nixe Binsefuß" und "Er ist's" unmittelbar anmerkte. Carolina Ullrich sang diese Lieder sehr differenziert und klangfarbenreich, wobei sich ihre Gesangsstimme auch voluminös entfalten konnte.

 

Felix Weingartner war der Nachfolger Gustav Mahlers an der Wiener Hofoper. Als Dirigent wurde er genauso geschätzt wie als begabter Komponist. Aus seinen "Frühlings- und Liebesliedern" op. 41 aus dem Jahre 1906 erklangen "Zitronenfalter im April", "Jägerlied" und "An die Geliebte". Werner Güra interpretierte diese Lieder voller Emphase und chromatischen Finessen. Bei "An die Geliebte" kam es zu einer an Richard Wagner gemahnenden, gewaltigen dynamischen Steigerung.

Von dem aus der Schweiz stammenden Komponisten Othmar Schoeck sang Carolina Ullrich höchst sensibel die Lieder "Widmung", "Mein Fluss" und "Auf einen Klavierspieler".  Hier spürte man die Einflüsse Alban Bergs sehr deutlich, wobei die Ekstase des Ausdrucks hervorstach. Der gemeinsame Strom der endlosen Wandlung zeigte sich ebenso bei Werner Güras Wiedergabe der Schoeck-Lieder "Lose Ware" und "Ritterliche Werbung". Arthur Honegger, Darius Milhaud und Francis Poulenc standen hier versteckt ebenfalls Pate. Zarte Linienkunst und besessener Rhythmus wechselten sich in reizvoller Weise ab. Die Besinnung auf den französischen Geist wurde durch harmonische Vielschichtigkeit ergänzt.

Zum Abschluss sang Carolina Ullrich vertonte Mörike-Gedichte von Hugo Wolf mit beseelter Ausdruckskraft. Ausdruckssteigerung und chromatische Differenzierung vereinigten sich. Ekstatische Momente wurden durch intimes Pathos erweitert, was bei den Nummern "Er ist's", "Elfenlied", "Lied vom Winde", "Gesang Weyla's", "Nixe Binsefuß" und vor allem "Die Geister am Mummelsee" in geheimnisvoller Weise hervorleuchtete. Werner Güra gelang es ebenfalls, den Geheimnissen der Klangsprache Hugo Wolfs auf die Spur zu kommen. So interpretierte er vor allem "Der Genesene an die Hoffnung" sehr abgerundet und feinnervig. Das Wortgefüge wurde so auf eine höhere Ebene des Ausdrucks gehoben. Dies zeigte sich auch bei den weiteren Liedern "Begegnung", "Nimmersatte Liebe", "Auf eine Wanderung", "In der Frühe", "Denk es o Seele" und "Lebe wohl". Die letzte Nummer war in seiner Wiedergabe besonders ergreifend. Tiefer Ernst paarte sich manchmal mit feinem Humor. Überhaupt hinterließen die Wolf-Lieder an diesem Abend den stärksten Eindruck.
 
 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Der Sieg der Muse -- "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach in der Deutschen Oper am Rhein

Wer war E.T. A. Hoffmann? Ein Dichter von Erzählungen und Schauermärchen, ein Komponist, ein Dirigent, ein Karikaturist, aber auch ein Jurist. Und diese vielfältigen Talente spiegeln sich teilweise im…

Von: Dagmar Kurtz

VON DER FILMMUSIK INSPIRIERT -- Neue CD mit drei Werken von Miklos Rozsa bei Capriccio

Drei besonders bedeutende sinfonische Werke von Miklos Rozsa stehen im Zentrum dieser neuen CD mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der inspirierenden Leitung von Gregor Bühl,…

Von: ALEXANDER WALTHER

ALLES ENTSCHWEBT IN LICHTEN HÖHEN -- Konzertante Aufführung von Richard Wagners "Parsifal" mit dem Nationaltheater Mannheim im Forum am Schlosspark LUDWIGSBURG

Gralskönig Amfortas leidet an einer unheilbaren Wunde, die er sich zuzog, als er im Schloss des Zauberers Klingsor den Verführungskünsten Kundrys erlag. Allein ein "reiner Tor, durch Mitleid wissend"…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT TEMPO UND FEUER -- Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle STUTTGART

Bereits zum zweiten Mal hat das Staatsorchester Stuttgart nun schon sein Patenorchester, das Landesjugendorchester Baden-Württemberg, eingeladen. Unter der energischen Leitung des vielversprechenden…

Von: ALEXANDER WALTHER

WUCHT UND GLANZ -- Festkonzert zum 50jährigen Jubiläum der Eröffnung des Brucknerhauses Linz mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta

Seit ihrer Uraufführung im Jahre 1884 ist die siebte Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner bis heute am häufigsten gespielt worden. Die Melodienherrlichkeit strahlte bei der Aufführung mit den Wiener…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑