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"Le Grand Macabre" von György Ligeti (1923–2006) in der Oper Frankfurt

Premiere Sonntag 05. November 2023, Beginn 18.00 Uhr

Endzeitstimmung in Breughelland: Ein Sensenmann kündigt den Weltuntergang für Mitternacht an. Die Zeit läuft …

Im Angesicht der bevorstehenden Katastrophe scheint es mit der Sorglosigkeit im imaginären Fürstentum vorbei zu sein. Während ein Liebespaar ganz in seiner Lust vergehen möchte, spannt der selbsternannte Todesprophet Nekrotzar den weinseligen Piet vom Fass und den Sternengucker Astradamors als Gehilfen ein und zieht zum Palast. Dort hat die Schreckensnachricht den allseits beliebten Fürsten und die intriganten Minister bereits durch den Chef der Gepopo, der Geheimen Politischen Polizei, erreicht.

 

Copyright: Barbara Aumüller

Geräuschvoll, traumwandlerisch und ziemlich schräg hüllt sich Ligetis Endspiel-Oper in einen kunterbunten Mantel, unter dem der Schabernack regiert. Das Schauspiel La Balade du Grand Macabre des Belgiers Michel de Ghelderode, eine Art absurdes Mysterienspiel von 1934, liefert dem Komponisten den tragikomischen Stoff für sein Musiktheater, das im Auftrag des Königlichen Opernhauses in Stockholm entsteht. Als Kommentar auf die Dogmen der musikalischen Avantgarde der Zeit nennt der in Rumänien geborene und seit 1956 im Exil lebende Ungar sein Werk augenzwinkernd eine »Anti-Anti-Oper« – im Grunde die Rückkehr zur Oper im traditionellen Sinne, allerdings »gefährlich, übertrieben, ganz verrückt und dreckig«. Inspiriert vom Prinzip der Pop-Art, überlagern sich allerhand musikalische Anleihen, verfremdete Zitate und der derb komische Text zu einem überdrehten Stilmix: Alltagsgegenstände tönen, halsbrecherische Koloraturkaskaden wirbeln, Requiem- Splitter tauchen auf, Himmelsklänge schweben.

Die Musik ist dabei stets der Motor für die skurrilen Typen dieses verlotterten Welttheaters, das zudem mit dem wohl herrlichsten Besäufnis der Operngeschichte aufwartet. In einem ordentlichen Rausch zeigt die Apokalypse gleich ein anderes Gesicht. Ganz nach dem Motto »kein Spiel ohne Ernst« – oder umgekehrt – lässt Ligetis Weltuntergangsgroteske über Sinn und Unsinn der menschlichen Existenz nachdenken.

Frankfurter Erstaufführung
Oper in zwei Akten
Text von Michael Meschke und György Ligeti nach Michel de Ghelderode
Uraufführung 1978, Königliches Theater, Stockholm (revidierte Fassung von 1996)
In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Bitte beachten Sie, dass bei dieser Produktion ein stroboskopischer Effekt zum Einsatz kommt.
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und kurz nach der Premiere als Audio

Musikalische Leitung
    Thomas Guggeis
Inszenierung
    Vasily Barkhatov
Bühnenbild
    Zinovy Margolin
Kostüme
    Olga Shaishmelashvili
Licht
    Joachim Klein
Video
    Ruth Stofer / Tabea Rothfuchs
Chor
    Tilman Michael
Dramaturgie
    Maximilian Enderle

Nekrotzar
    Simon Neal
Piet vom Fass
    Peter Marsh
Fürst Go-Go
    Eric Jurenas
Venus / Chef der Gepopo
    Anna Nekhames
Astradamors
    Alfred Reiter
Mescalina
    Claire Barnett-Jones
Weißer Minister
    Michael McCown
Schwarzer Minister
    Iain MacNeil
Amanda
    Elizabeth Reiter
Amando
    Karolina Makuła
Ruffiak
    Nicolai Klawa
Schobiak
    Yan Lei Chen
Schabernack
    Yongchul Lim

Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester

 

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