Geräuschvoll, traumwandlerisch und ziemlich schräg hüllt sich Ligetis Endspiel-Oper in einen kunterbunten Mantel, unter dem der Schabernack regiert. Das Schauspiel La Balade du Grand Macabre des Belgiers Michel de Ghelderode, eine Art absurdes Mysterienspiel von 1934, liefert dem Komponisten den tragikomischen Stoff für sein Musiktheater, das im Auftrag des Königlichen Opernhauses in Stockholm entsteht. Als Kommentar auf die Dogmen der musikalischen Avantgarde der Zeit nennt der in Rumänien geborene und seit 1956 im Exil lebende Ungar sein Werk augenzwinkernd eine »Anti-Anti-Oper« – im Grunde die Rückkehr zur Oper im traditionellen Sinne, allerdings »gefährlich, übertrieben, ganz verrückt und dreckig«. Inspiriert vom Prinzip der Pop-Art, überlagern sich allerhand musikalische Anleihen, verfremdete Zitate und der derb komische Text zu einem überdrehten Stilmix: Alltagsgegenstände tönen, halsbrecherische Koloraturkaskaden wirbeln, Requiem- Splitter tauchen auf, Himmelsklänge schweben.
Die Musik ist dabei stets der Motor für die skurrilen Typen dieses verlotterten Welttheaters, das zudem mit dem wohl herrlichsten Besäufnis der Operngeschichte aufwartet. In einem ordentlichen Rausch zeigt die Apokalypse gleich ein anderes Gesicht. Ganz nach dem Motto »kein Spiel ohne Ernst« – oder umgekehrt – lässt Ligetis Weltuntergangsgroteske über Sinn und Unsinn der menschlichen Existenz nachdenken.
Frankfurter Erstaufführung
Oper in zwei Akten
Text von Michael Meschke und György Ligeti nach Michel de Ghelderode
Uraufführung 1978, Königliches Theater, Stockholm (revidierte Fassung von 1996)
In englischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Bitte beachten Sie, dass bei dieser Produktion ein stroboskopischer Effekt zum Einsatz kommt.
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und kurz nach der Premiere als Audio
Musikalische Leitung
Thomas Guggeis
Inszenierung
Vasily Barkhatov
Bühnenbild
Zinovy Margolin
Kostüme
Olga Shaishmelashvili
Licht
Joachim Klein
Video
Ruth Stofer / Tabea Rothfuchs
Chor
Tilman Michael
Dramaturgie
Maximilian Enderle
Nekrotzar
Simon Neal
Piet vom Fass
Peter Marsh
Fürst Go-Go
Eric Jurenas
Venus / Chef der Gepopo
Anna Nekhames
Astradamors
Alfred Reiter
Mescalina
Claire Barnett-Jones
Weißer Minister
Michael McCown
Schwarzer Minister
Iain MacNeil
Amanda
Elizabeth Reiter
Amando
Karolina Makuła
Ruffiak
Nicolai Klawa
Schobiak
Yan Lei Chen
Schabernack
Yongchul Lim
Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester