Sie stachelt den ihr in bedingungsloser Liebe ergebenen Sesto – den engsten Vertrauten des Kaisers – dazu an, ein Attentat auf Titus zu begehen. Doch dieser überlebt und sieht sich nicht nur politisch, sondern vor allem als Freund verraten. Dennoch verzeiht er in einem beispiellosen Akt der Gnade allen seinen Feinden.
Als Mozart 1791 den Auftrag der böhmischen Stände erhielt, eine Krönungsoper für Kaiser Leopold auf ein fast 60 Jahre altes, bereits vielfach vertontes Libretto Metastasios zu schreiben, hatte er sich von der metastasianischen Tradition des Fürstenspiegels bereits weit entfernt: Statt der mahnenden Bekehrung eines hartherzigen Herrschers zum mildtätigen Staatsmann zeigt sich in La clemenza di Tito ein überraschender Umgang mit der Macht: Die Mildtätigkeit des Kaisers ist allgegenwärtig – vergessen scheint die von Seneca propagierte staatsphilosophische Überzeugung, man dürfe Milde weder unterschiedslos und allgemein gewähren, noch gänzlich entziehen, denn allen zu verzeihen sei so grausam wie keinem. In der Handhabe der Macht zur Vergebung stellt sich also die Frage nach der Motivation des Kaisers: Handelt es sich bei der Mildtätigkeit um eine rein „menschliche“ Moral des Herzens oder um einen Akt im politischen Raum, der von handfesten Interessen bestimmt ist?
Musikalische Leitung: Dan Ettinger - Inszenierung: Günter Krämer - Bühne: Herbert Schäfer - Kostüme: Falk Bauer - Dramaturgie: Anselm Dalferth - Chor: Tilman Michael
Vitellia: Marie - Belle Sandis - Servilia: Katharina Göres - Sesto: Valer Barna - Sabadus - Annio: Yuriy Mynenko - Tito: Lothar Odinius - Publio: Frank van Hove - Bérénice: Franziska Srna
Chor und Orchester des Nationaltheater Mannheim
weitere Vorstellungen: Mittwoch, 21. und Samstag, 24. Juli 2010, 19.30 Uhr, Schloss Schwetzingen – Rokokotheater