Dieser willigt ein, erlegt Orpheus aber die Bedingung auf, sich erst dann wieder nach seiner Geliebten
umzublicken, wenn sie gemeinsam das Totenreich hinter sich gelassen haben. Als die beiden auf dem Weg zurück in die Welt der Lebenden sind, wird Orpheus vom Zweifel übermannt und wendet sich um – Eurydike ist für immer verloren.
Im «Orfeo» führt Monteverdi verschiedene Traditionen der Vorläufer der damals neuen Gattung Oper zusammen: Tänzerische Zwischenaktmusiken wechseln mit streng rezitativischer Musik sowie grossen Chorszenen von Hirten und Wesen der Unterwelt. So schafft Monteverdi verschiedene Sphären, die mit einem ausgewählten Instrumentarium charakterisiert werden. Als eine Allegorie des Künstlers wandelt
Orpheus durch diese Welten, der durch seinen Gesang und die Kraft der Musik die Naturgesetze auszuhebeln vermag.
In der Darstellung des Orpheus beschränkt sich Monteverdi nicht auf die griechische Mythologie; er zeichnet ihn als einen Verzweifelten und setzt mit dieser Charakterisierung neue musikalische Massstäbe.
Lydia Steier öffnete bereits mit ihrer Inszenierung der «Entführung aus dem Serail» eine Wunderkammer der Kuriositäten. Auch mit diesem Werk wird sie die von Monteverdi angelegte Verbindung grosser Chortableaus und intimer Personenführung gekonnt in Szene setzen. Lydia Steier wurde in Hartford, Connecticut geboren und studierte Gesang am Oberlin Conservatory of Music, Ohio. Sie kam 2002 als Fulbright-Stipendiatin Berlin, wo erste eigene Regiearbeiten entstanden. Dazu gehören die multimediale Produktion Eight Songs for a Mad King von Peter Maxwell Davies, welche in Chicago, Cleveland, New York, und Michuacán, Mexico gezeigt wurde, sowie die 2005 mit dem Regiepreis für Freies Theater in Berlin HAU 100º ausgezeichnete Inszenierung von Eugène Ionescos The Lesson. Nach Stationen an der Komischen Oper Berlin und an der Staatsoper Stuttgart inszenierte sie 2009 am Deutschen Nationaltheater Weimar den Doppelabend Der Bajazzo/Turandot (Busoni) und wurde dafür von Deutschlandradio Kultur als “Neuentdeckung des Jahres 2009” gefeiert. Sie inszenierte für die Staatsoper Stuttgart im Jahr 2010 die Uraufführung the art of deleting, komponiert
von Dennis DeSantis mit einem von Steier geschriebenen Libretto. Es folgten Inszenierungen von Lohengrin an der Los Angeles Opera, Madama Butterfly an der Oper Bremen, Die Lustige Witwe in Weimar, Händels Oratorium Saul und Janáceks Kátja Kabanová am Staatstheater Oldenburg, Verdis Aida am Theater Heidelberg und La Finta Giardiniera von Wolfgang Amadeus Mozart an der Bayerischen
Theaterakademie August Everding im Prinzregententheater. In der Spielzeit 2012/13 inszenierte sie in Bern Die Entführung aus dem Serail sowie Ariadne auf Naxos in 2013/14.
Musikalische Leitung Attilio Cremonesi
Regie Lydia Steier
Bühne Marsha Ginsberg
Kostüme Frank Lichtenberg
Chor Zsolt Czetner
Dramaturgie Katja Bury
Camerata Bern
Orfeo Uwe Stickert
La Musica / Euridice Camille Butcher
Messaggiera / Proserpina Claude Eichenberger
Speranza / Ninfa / 3. Pastore Sophie Rennert
Charonte / Plutone Kai Wegner
Apollo Wolfgang Resch
Echo / 2. Pastore / 2. Spirito Michael Feyfar
1. Pastore / 1. Spirito Andries Cloete
mit der CAMERATA BERN
Weitere Vorstellungen: 07., 12., 17., 26., 29. Mrz 2015 | Einführung jeweils 30 Min.
vor der Vorstellung (ausser Premiere)