
Im Zentrum der Handlung von Weills turbulentem Einakter steht ein Zar, auf den in einem Pariser Fotoatelier ein Attentat verübt werden soll. Zwischen dem Aristokraten und einer Mitverschwörerin, die sich als Fotografin Angèle ausgibt, entwickelt sich ein für den Machthaber lebensgefährlicher Flirt … Als echte Zeitoper lässt Weills Werk populäre Unterhaltungsmusik anklingen und integriert technische Innovationen wie das Grammophon, auf dem der zum Hit avancierte Tango Angèle abgespielt wird.
Mit einem vergleichbaren Schwung und doch in ganz anderem Duktus entwickelt Carl Orff seine Zwölf Szenen. Er greift dafür auf das Grimm’sche Märchen Die kluge Bauerntochter zurück, jene Geschichte vom König und der klugen Frau, die sich in unzähligen Varianten weltweit wiederfindet. Von der Sprache ausgehend, radikal und raffiniert primitiv zielt Orffs Die Kluge auf eine plastische Bühnenwirksamkeit. Dabei reicht die Palette des Ausdrucks vom gesprochenen über das rhythmisierte Wort bis hin zur Kantilene. Durch die Verwendung von Knittelversen entsteht eine kunstvolle Volkstümlichkeit, die immer wieder in die Persiflage kippt.
In Weills »Zar-Oper« wird das Geschehen von einem Herrenchor in Frack und Zylinder kommentiert. Bei Orff äußern sich Shakespeare-hafte Strolche in bänkelsängerischen Ensembles zu den Ereignissen – und so hörte das Publikum der Frankfurter Uraufführung im Jahr 1943 aus ihrem Mund die Worte: »Tyrannis führt das Zepter weit« …
Der Zar lässt sich fotografieren
Opera buffa in einem Akt
Text von Georg Kaiser
Uraufführung 1928, Neues Theater, Leipzig
Die Kluge. Die Geschichte von dem König und der klugen Frau
Zwölf Szenen
Text von Carl Orff
Uraufführung 1943, Opernhaus, Frankfurt am Main
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und kurz vor der Premiere als Video
Musikalische Leitung
Yi-Chen Lin
Inszenierung
Keith Warner
Regiemitarbeit
Katharina Kastening
Bühnenbild
Boris Kudlička
Kostüme
Kaspar Glarner
Licht
John Bishop
Chor
Tilman Michael
Choreografie
Simone Sandroni
Dramaturgie
Mareike Wink
"Der Zar lässt sich fotografieren"
Der Zar
Domen Križaj
Die falsche Angèle
Juanita Lascarro
Angèle
Ambur Braid
Der Gehilfe
AJ Glueckert
Der Boy
Helene Feldbauer°
Der falsche Gehilfe
Andrew Bidlack
Der falsche Boy
Karolina Makuła
Der Anführer
Peter Marsh
Der Begleiter des Zaren
Alfred Reiter
Verschwörer
Istvan Balota / Sakhiwe Mkosana° / Lennart S. Kost / Alexander Winn
Zwei Kriminalbeamte
Dietrich Volle / Iain MacNeil
"Die Kluge"
Die Kluge, Tochter des Bauern
Elizabeth Reiter
Der König
Mikołaj Trąbka
Der Bauer
Patrick Zielke
Erster Strolch
Andrew Bidlack
Zweiter Strolch
Iain MacNeil
Dritter Strolch
Dietrich Volle
Der Mann mit dem Esel
AJ Glueckert
Der Mann mit dem Maulesel
Sebastian Geyer
Der Kerkermeister
Alfred Reiter
Frankfurter Opern- und Museumsorchester
°Mitglied des Opernstudios
Weitere Vorstellungen: 15., 23. (18 Uhr), 29. April, 4., 7. (18 Uhr), 11., 13. Mai 2023
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr.