Ed gelingt es, im „Klausner“ als Abwäscher anzuheuern. Hier begegnet er Alexander Krusowitsch, genannt Kruso, der ihn in die Geheimnisse der Insel einweiht. Denn Hiddensee ist der Strand der Gestrandeten, jener Gestalten, die es nicht mehr im Arbeiter-und-Bauern-Staat hält und die all ihre Hoffnung auf eine gefährliche Flucht über das Meer richten. Edgar wird in ein System jenseits der Systeme eingeführt, eine anarchische Gemeinschaft im Schatten der Sicherheitszone. Unsichtbar für Tagestouristen und Armee, hat Kruso die Insel längst unterwandert. Seine Mission ist eine Freiheit jenseits der Systeme und Festländer, seine Utopie ist die Insel selbst als Ort außerhalb der Zeit. Der Wirklichkeit eines erstarrten Staates setzt er seine Gegenwirklichkeit aus erfundenen Ritualen gegenüber, der Geschichte seine Gegenmythologie. Ed, der mehr vor sich selbst geflohen ist als irgendwohin, wird für einen Sommer zum „Freitag“ für den „Robinson“ Kruso. Doch dann kommt der Herbst. Was groß war, erscheint lächerlich. Das kleine Glück wird wichtig. Und wer jetzt kein Haus hat, gehört den Fluten.
Lutz Seiler ist mit „Kruso“ ein großer Roman über die letzten Tage der DDR gelungen, der mit seinem Inselbild eine geräumige Metapher für das Verschwinden schafft. Seiler fängt die Widersprüchlichkeit der Mauer als Gefängnis und gleichzeitig Schutz ein — weniger vor irgendwelchen Feinden als vielmehr für eine andere Zeitrechnung. Für „Kruso“ erhielt Lutz Seiler den Deutschen Buchpreis 2014.
Armin Petras hat sich in vielen Arbeiten mit biographischen Umbrüchen, die mit dem Verschwinden einer Idee einhergehen, beschäftigt. „Kruso“ ist dafür eine gute Vorlage, weil das Buch von der Möglichkeit und Unmöglichkeit einer Gruppe erzählt; Geschichte als Geschichten von Menschen, deren Weg nie geradlinig ist. Seilers Roman birgt eine Menge solcher Geschichtsstücke: Konflikte zwischen Alltag, Körpern und Ideologien. Theater eben.
KRUSO
Nach dem gleichnamigen Roman von Lutz Seiler
Für die Bühne bearbeitet von Armin Petras und Ludwig Haugk
Regie: Armin Petras
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Patricia Talacko
Choreographie: Denis Kuhnert
Musik: Johannes Cotta
Dramaturgie: Clara Probst, Ludwig Haugk
Licht: Jörn Langkabel
Alina-Katharin Heipe, als C., Chor der Schiffbrüchigen
Ellen Hellwig, als Monika / Inselärztin
David Hörning, als Chor der Schiffbrüchigen
Andreas Keller, als Koch-Mike / Rebhuhn
Jonas Koch, als Soldat, Chor der Schiffbrüchigen
Dirk Lange, als Rimbaud / Rommstedt
Ferdinand Lehmann, als Soldat, Chor der Schiffbrüchigen
Markus Lerch, als René / Fuchs
Elias Popp, als Chor der Schiffbrüchigen
Anja Schneider, als Kruso
Nina Siewert, als G., Chor der Schiffbrüchigen
Florian Steffens, als Ed
Berndt Stübner, als Krombach / General
So,
02. Oktober 19:30 Große Bühne
Sa,
29. Oktober 19:30 Große Bühne
So,
30. Oktober 16:00 Große Bühne
Sa,
19. November 19:30 Große Bühne
So,
20. November 16:00 Große Bühne
Do,
01. Dezember 19:30 Große Bühne
Fr,
02. Dezember 19:30 Große Bühne