Beide hocken zusammengepfercht in Saskias Versteck, einem alten Wohnwagen, belauern sich, testen einander aus, filmen sich. Saskia, das begabte Mädchen aus einer Loser-Familie, hat Rike, Scheidungskind aus reichem Elternhaus, entführt. Es geht Saskia nicht um Geld, sondern um ihren Freund Torsten. Torsten, ihre große Liebe, hat sich von Rikes Vater beim Einbruch erwischen lassen. Schlimm für Torsten, besonders weil er schon vorbestraft ist. „Für seine große Liebe muss man doch alles tun“, meint Saskia. Also entführt sie Rike und versucht, deren Vater zu erpressen. Doch dann der Schock: Rikes Vater weigert sich, die Strafanzeige gegen Torsten fallen zu lassen. Für Rike die totale Enttäuschung – „für seine Tochter muss man doch alles tun“, findet sie. Auf einmal haben die beiden so unterschiedlichen Mädchen ein gemeinsames Problem. Die Extremsituation schafft Nähe, plötzlich kommen Dinge zur Sprache, über die man so noch nie geredet hat.
Kristo Šagor schreibt seine Geschichten nachts, zwischen zwei und vier, weil sie im Zustand der Übermüdung ihre ganz bestimmte Färbung und Tiefe bekommen. Seine Figuren sind Randgestalten – Jugendliche, Obdachlose, Essgestörte, Liebeshungrige und Verrückte – immer auf der Suche und ohne Ziel.
Regisseur Roland Spohr erarbeitet das Psychogramm zweier junger Frauen in einer Umbruchssituation. Dabei wird das Medium Film zum Instrumentarium der Selbstanalyse.
tip12+
Regie: Roland Spohr
Bühne/Kostüme: Jessica Rockstroh
Video: Friedrich Schönig
Dramaturgie: Simone Kranz
Mit: Angela Falkenhan und Manja Kuhl