König Ödipus wird von den verzweifelten Bürgern mit der Aufklärung des Verbrechens beauftragt, und muss bald feststellen, dass er selbst auf tragische Weise mit dem Schicksal des Tyrannen und seiner Stadt verbunden ist. Die Wahrheitsfindung, die Ödipus unermüdlich vorantreibt, bringt ihn nicht nur der Lösung des Falles näher, sie wird für ihn auch immer mehr zu einem Prozess der grausamen Selbsterkenntnis.
Der griechische Dichter Sophokles bearbeitete in "König Ödipus" einen Stoff, der seinen Zeitgenossen bereits durch die großen Epen "Odyssee" und "Ilias" bekannt war. In Sophokles' klassischer Interpretation rückt der Prozess der Wahrheitsfindung in den Vordergrund. Das schmerzhafte Erkennen des eigenen Ichs und das plötzliche Bewusstsein von Sünde und Verbrechen werden zu zentralen Elementen dieser Tragödie, die bis heute die Menschen in ihren Bann zieht. Kein anderes Schauspiel von Sophokles hatte eine solche Nachwirkung: Schon Aristoteles diente es als Vorbild für eine vollkommene Tragödie und Sigmund Freud schließlich machte "König Ödipus" zum Ausgangspunkt seiner Abhandlungen über die Psyche des Menschen.
In dieser Neuinszenierung von Andreas Nathusius werden nicht nur die Mauern der Selbsttäuschung des Ödipus eingerissen, auch die Grenzen zwischen Bühne und Zuschauerraum werden symbolisch aufgebrochen und lassen das Publikum unmittelbar am Geschehen teilhaben.
Regisseur Andreas Nathusius ist dem Heilbronner Publikum bereits durch seine Inszenierung von Schillers "Die Räuber", eine der erfolgreichsten Produktionen der letzten Jahre, gut bekannt. Für das Bühnenbild zeichnet Annette Breuer, für die Kostüme Irène Favre verantwortlich. Die Einstudierung des Chores leitet Vilmar Bieri. Mit "König Ödipus" steht zum ersten Mal eine antike Tragödie auf dem Spielplan des Theaters am Berliner Platz.
Deutsche Übersetzung von Jean Bollack
Inszenierung: Andreas Nathusius
Bühnenbild: Annette Breuer
Kostüme: Irène Favre
Dramaturgie: Martina Michelsen
Einstudierung des Chores: Vilmar Bieri
Regieassistenz: Iris Nullmeier
Soufflage: Elke Hodok
Inspizienz: Detlev Hahne
Mit: Johannes Bahr, Kathrin Becker, Vilmar Bieri, Sabine Bräuning, Mario
Gremlich, Bernhard Hackmann, Rolf-Rudolf Lütgens und Statisterie des
Theaters Heilbronns
Weitere Vorstellungen im Januar am 27., 30. und 31.