Schließlich ist Vater Ubu Hauptmann der Dragoner und Adjutant des Königs. Doch reicht das? Die Ubus könnten sich durchaus vorstellen, an der Spitze des Landes zu stehen. Dass es schon einen amtierenden König gibt, ist ein Hindernis, aber kein unüberwindliches. Ein Komplott muss her! Rasch sind Mitstreiter gefunden, der König wird nach Plan umgebracht und die Ubus erklären sich selbst zum Herrscher. Das Volk wird mit Hilfe eines Wettstreits um eine Kiste Gold zum Jubeln gebracht.
Und da Machthunger etwas Herrliches ist, von dem die Ubus gar nicht genug haben können, machen sie kurzerhand die Justiz mundtot, um fortan nach ihrer eigenen Rechtsprechung zu agieren. Die bietet einfach viel mehr Möglichkeiten! Die Reichen werden enteignet, die Steuern erhöht und neue erfunden. Schließlich kostet Regieren Geld, und für alles gibt es eine Lösung. Für Widerstand aus dem Ausland heißt diese: Krieg. Also auf ins Gemetzel!
Die Ubus lieben es einfach, Grenzen zu überschreiten. Bei seiner Uraufführung 1896 sorgte das Stück für einen handfesten Skandal. Der Autor verstieß nicht nur gegen gängige Theaterkonventionen; in dem grotesken Spektakel verbarg sich zudem politischer Sprengstoff. In Zeiten des Wettstreits um den größeren roten Knopf ist die Absurdität des Stoffes wieder in der Realität angekommen.
INSZENIERUNG
Clara Weyde, geboren 1984, studierte zunächst Kommunikations- und Politikwissenschaft in München und Berlin und engagierte sich in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit in Guatemala, Indien, China und Deutschland. 2009 ging sie für zwei Jahre als Regieassistentin ans Theater Bremen. Es folgte ein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg, das sie 2015 abschloss. Sie inszenierte unter anderem am Staatsschauspiel Dresden, am Theater Bielefeld, am Staatstheater Braunschweig, am Jungen Schauspielhaus Hamburg, am Theater Bonn sowie auf Kampnagel, darunter einige Ur- und Erstaufführungen wie Daniel Kehlmanns Roman F, Jens Rehns Nichts in Sicht oder zuletzt Supergutman von Lukas Lindner. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Rolf Mares Preis in der Kategorie »Herausragende Inszenierung« und mit dem Berganus-Preis des Freundeskreises des Deutschen Schauspielhauses Hamburg und waren auf diversen Festivals zu sehen, u. a. bei Hart am Wind, dem Kaltstart Theaterfestival oder 100° Berlin. König Ubu ist nach der Romanadaption von Kehlmanns F ihre zweite Regiearbeit am Theater Bielefeld.
Inszenierung Clara Weyde
Bühne Julia Nussbaumer
Kostüme Clemens Leander
Musik Thomas Leboeg
Dramaturgie Katrin Enders
Mit Oliver Baierl / Georg Böhm / Cornelius Gebert / Lukas Graser / Doreen Nixdorf / Carmen Priego
Weitere Termine 17.03., 04.04., 07.04., 08.04., 14.04., 18.04., 04.05., 07.06., 14.06., 22.06.
Karten 0521 / 51 54 54 // www.theater-bielefeld.de
Das Bld zeigt Alfred Jarry