Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Kinder der Sonne" von Maxim Gorki im Theaterhaus Jena"Kinder der Sonne" von Maxim Gorki im Theaterhaus Jena"Kinder der Sonne" von...

"Kinder der Sonne" von Maxim Gorki im Theaterhaus Jena

Premiere/Uraufführung der Neuübersetzungvon Werner Buhss: 7. Februar 2008

 

Ein neuer Mensch soll entwickelt werden. Mutig, schön und frei. Warum immer nur in allen anderen Technologien ständiger Fortschritt?

Warum nicht auch hier? Warum bleibt Mensch auf dem Stand, den man von ihm und den er von sich selbst kennt? Angst, Leid und Tränen! Ein Wissenschaftler geht ganz konkret dieses Phänomen an. Ausgerechnet in Russland, dem Land der schweren Seelenstimmung. Nichtsdestotrotz: Tag für Tag steht Chemiker Protassow am Reagenzglas und entzündet den Bunsenbrenner. Synthetisches Eiweiß soll ihm den ersten Schritt zur Lösung bringen – damit der Mensch glücklich und strahlend werde, eben ein Kind der Sonne!

 

Doch die Versuche sind anstrengend, und die Zeit läuft davon. Natürlich auch das Geld: das Haus ist bereits verkauft, das letzte Vermögen des großbürgerlichen Haushalts gerät ins Wanken. Und um Protassow herum lauter Menschen, die offenbar dringend eine gehörige Portion des neuen Glücks-Gens nötig hätten. Hier kann man noch ordentlich mitfühlen und –leiden, wir sind ja im tiefen Russland zur Zeit Gorkis: zusammen mit Protassows Frau Jelena und seiner Schwester Lisa, dem Tierarzt Tschepurnoi und dessen Schwester Melanja und dem Maler Wagin. Keiner scheint sich freiwillig vom Lebensschmerz befreien zu wollen – stattdessen taucht man ein in Nicht-Geglücktes und Verlorenes. Natürlich liebt fast jeder den, von dem man weiß, dass er ihn nicht bekommen wird. Nur Protassow hält eisern fest an seiner Idee eines rundum zufriedenen Menschen. Wann wird sein Experiment klappen?

 

Über hundert Jahre alt sind Maxim Gorkis KINDER DER SONNE; geschrieben im Vorfeld der großen russischen Revolutionen, die eine neue Zukunft einläuten sollten. An seiner Aktualität hat Gorkis Stück nichts eingebüßt, ganz im Gegenteil: ungeachtet des historischen Hintergrunds geht es heute vor allem der Frage nach, wie sich Mensch und Wissenschaft zueinander verhalten. Gibt es im Diktat von Entwicklung und Fortschritt noch Platz für menschliche Belange? Weiß die Wissenschaft, welche Formel den Menschen wirklich glücklicher macht? Braucht der Mensch nicht auch den Schmerz, das heißt, einfach nur das Menschsein?

 

Mit: Bernhard Dechant, Julian Hackenberg, Roman Haselbacher, Zoe Hutmacher, Ralph Jung, Renate Regel, Saskia Taeger, Gunnar Titzmann

 

Regie: Markus Heinzelmann Bühne: Jan Müller Kostüme: Anne Buffetrille Musik: Vicki Schmatolla

 

Die nächsten Vorstellungen: 8. / 9. / 12. / 13. Februar 2008

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DER FRAUENHELD ALS MYTHISCHE GESTALT -- Revue-Operette "Casanova" von Strauss/Benatzky in der Staatsoper Stuttgart

Barberina steht als schöne Frau im Mittelpunkt des Geschehens. Das Männlichkeitspathos wird in Marco Stormans Inszenierung auf die Spitze getrieben. Natürlich erscheint der Schwerenöter Casanova auch…

Von: ALEXANDER WALTHER

GROSSE RHYTHMISCHE ENERGIE -- 4. Kammerkonzert des Staatsorchesters im Mozartsaal der Liederhalle STUTTGART

Im 4. Kammerkonzert "Souvenirs" des Staatsorchesters brillierten zunächst Elena Graf (Violine), Daniel Schwartz (Viola) und Philipp Körner (Violoncello) mit Franz Schuberts unvollendet gebliebenem…

REICHHALTIGE MUSIK -- Neue CD: Platz für kreative Frauen - Boulanger Trio bei Berlin Classics

Karla Haltenwanger, Pianistin des Ensembles Boulanger Trio, erklärt, dass ihnen immer wieder fantastische Komponistinnen begegnen würden, die zum Teil kaum bekannt waren oder immer noch kaum bekannt…

Von: ALEXANDER WALTHER

Spannend, poetisch, eindrucksvoll -- "Der Kreidekreis" von Alexander Zemlinsky in der deutschen Oper am Rhein

Ein uraltes Thema: Zwei Frauen streiten um ein Kind. Jede behauptet, sie sei die Mutter. Die Lösung dieses Problemfalles im Alten Testament der Bibel ist in die Geschichte als "Salomonisches Urteil"…

Von: Dagmar Kurtz

ZAUBER MUSIKALISCHER VERWANDLUNG -- "Palestrina" von Hans Pfitzner an der Wiener Staatsoper

Der jüdische Uraufführungsdirigent Bruno Walter hat dieses Werk bis zuletzt geliebt, obwohl die im Jahre 1917 im Prinzregententheater in München erstmals aufgeführte Oper "Palestrina" aufgrund der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑