Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: »Kein Weltuntergang« von Chris Bush an der Schaubühne BerlinUraufführung: »Kein Weltuntergang« von Chris Bush an der Schaubühne BerlinUraufführung: »Kein...

Uraufführung: »Kein Weltuntergang« von Chris Bush an der Schaubühne Berlin

Premiere Samstag, 4. September 2021, 20.00 Uhr

Berlin, 2021: Dr. Anna Vogel kämpft bei einem Bewerbungsgespräch um den Job ihres Lebens, eine Post-Doc-Stelle am Institut der berühmten Klimaforscherin Prof. Uta Oberdorf. In unzähligen Variationen winziger Details im Verlauf des Vorstellungsgesprächs untersucht der Text, wie kleine Veränderungen in Abläufen der Gegenwart große Wirkungen in der Zukunft haben können.

 

In einer zweiten Handlungsebene sehen wir, wie Anna auf verschiedene  Versionen von Lilly trifft. Eine Expedition in die Arktis ging schief, es gab eine Tote.  

In einer noch weiter entfernten Zukunft hält Lena die Grabrede auf ihre verstorbene Mutter. In den  Lücken der Erzählung: eine 80.000 Jahre alte Baumkolonie, bedrohte Eis- und Grizzlybären, die sich paaren, eine  unsterbliche Quallenart und eine Billion Barrel Rohöl. Und außerdem gibt es  pinkfarbenen Schnee, einen adoptierten Orang-Utan und ein Volk, das fast bis zur totalen Auslöschung gebracht wird und ein sterbender Planet. Es gäbe unzählige Möglichkeiten, diese Geschichte erzählen, einige Wege führen in die Irre, andere vielleicht zur Lösung.


Durch die Perspektiven von Klasse, Patriarchat und Kolonialismus erkundet »Kein Weltuntergang« die Klimakrise, jenes »Hyperobjekt«, das viel zu groß ist, um vollständig erfasst werden zu können, und das doch mit nahezu jedem Aspekt unseres Lebens verflochten ist. Das Stück bietet kein lineares Narrativ, sondern Fragmente vieler möglicher Erzählungen und Varianten davon, wie sich die Geschichte entwickeln könnte. Die collagehafte, zersplitterte Form des Textes lädt die Zuschauer_innen ein, ein eigenes Narrativ zu konstruieren.

Im Gegensatz zu den letzten Arbeiten von Katie Mitchell an der Schaubühne wird in dieser Produktion kein Live-Video zum Einsatz kommen. Die Regisseurin setzt den in kurzen Szenensplittern erzählenden Text mit exakt choreographierten Bewegungsläufen, Slow Motion, Vor- und Zurückspulen der drei Schauspielerinnen um.

Katie Mitchells Inszenierung versucht auch modellhaft, neue Wege zu erkunden, wie Theatermachen in Zukunft ressourcenschonender und nachhaltiger funktionieren könnte: Das Bühnenbild von Chloe Lamford wurde komplett aus recycelten Materialien frühere Bühnenbilder gefertigt, Kostüme und Requisiten aus anderen Produktionen wiederverwendet. Der für die Endproben und Vorstellungen benötigte Strom für Licht und Ton wird währenddessen von zwei Fahrradfahrerinnen erzeugt. Die Proben fanden mit dem deutschen Team auf der Probebühne der Schaubühne statt, die britischen  Kolleg_innen inklusive Katie Mitchell wurden größtenteils über Zoom zugeschaltet. So konnten Flugreisen im Zusammenhang mit der Produktion auf ein Minimum reduziert werden.

Chris Bush (*1986, Sheffield) ist eine preisgekrönte britische Dramatikerin, Lyrikerin und Theatermacherin. Sie war Artist-in- Residence an Theatern in Sheffield, dem Oxford Playhouse und dem National Theatre Studio. Sie wurde bei den UK Theatre Awards, dem National Young Playwrights’ Festival sowie bei der Sunday Times Edinburgh Competition ausgezeichnet und hat den Brit Writers’ Award gewonnen.

Aus dem Englischen von Gerhild Steinbuch

Dr. Anna Vogel ...............................................................Alina Vimbai Strähler
Prof. Uta Oberdorf / Lilly Draxler....................................Jule Böwe
Lena................................................................................Veronika Bachfischer
Regie ..............................................................................Katie Mitchell
Mitarbeit Regie ...............................................................Lily McLeish
Bühne und Kostüme.......................................................Chloe Lamford
Sounddesign...................................................................Donato Wharton
Mitarbeit Sounddesign ...................................................Joe Dines
Dramaturgie....................................................................Nils Haarmann
Licht ................................................................................Anthony Doran

Weitere Termine
6. September 2021 7. September 2021 9. September 2021 10. September 2021, 11. September 2021 13. September 2021 27. September 2021 28. September 2021 29. September 2021

Informationen zu den Hygiene- und Schutzmaßnahmen finden Sie unter:
www.schaubuehne.de/de/seiten/corona-schutzkonzept.htm

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MIT RASANTEM SCHMISS -- Monrepos Open Air - Abschlusskonzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele

Diesmal war nun endlich die lang erwartete mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra zu Gast bei den Schlossfestspielen. Zunächst musizierte das exzellente Orchester des Goethe-Gymnasiums…

Von: ALEXANDER WALTHER

IM BAUCH DES RITTERS -- "Falstaff" von Giuseppe Verdi in der Blauen Halle - Mainfrankentheater Würzburg

In der einfallsreichen Inszenierung von Magdalena Fuchsberger (Bühnenbild und Kostüme: Monika Biegler, Video: Aron Kitzig) befindet sich die Handlung im Bauch des alternden Ritters Falstaff, der von…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester mit Eva Ollikainen in der Liederhalle Stuttgart

Das "Märchenpoem" von Sofia Gubaidulina war eine echte Überraschung. Denn die finnische Dirigentin Eva Ollikainen arbeitete mit dem SWR Symphonieorchester die elektrisierend-durchsichtige Klangfläche…

Von: ALEXANDER WALTHER

WANDERER ZWISCHEN DEN WELTEN -- Galeriekonzert der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie in der Staatsgalerie STUTTGART

Unter dem Motto "Wanderer" fand diesmal das Galeriekonzert mit dem begnadeten Bass-Bariton Jochen Kupfer statt, der einfühlsam von Marcelo Amaral am Flügel begleitet wurde. Die Lieder von Franz…

Von: ALEXANDER WALTHER

DEM VOLKSTÜMLICHEN VERBUNDEN -- Zweiter Teil des Tschaikowsky-Zyklus' mit dem Staatsorchester Stuttgart in der Liederhalle/STUTTGART

Das Staatsorchester Stuttgart musizierte unter der elektrisierenden Leitung von Cornelius Meister im zweiten Teil des Tschaikowsky-Zyklus zunächst die selten zu hörende Sinfonie Nr. 2 in c-Moll aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑