Die frisch von der Fachhochschule abgegangene Annika scheitert an den eigenen Ansprüchen und der Überforderung als alleinerziehende Mutter. Barbara, die schon seit 20 Jahren in der Verwaltung
tätig ist, hat ihren Idealismus längst verloren und die hektisch arbeitende Silvia versucht das Loch von Müdigkeit und scheinbarer Ergebnislosigkeit mit Hilfe von Alkohol zu füllen.
Von einer verantwortungsvollen Bearbeitung der Fälle von Kindesmisshandlung kann in diesem Amt nicht mehr die Rede sein. Die dauernde Angst vor dem „Zu-Spät-Kommen“, die ständige
Überforderung und das Bemühen darum, schneller zu sein, prägen den beruflichen Alltag. In einem wahnwitzigen Wortschwall liefern sich die drei Damen vom Jugendamt einen Wettlauf mit der Zeit.
Felicia Zeller hat eine bitter-grausame Satire über den unlösbaren Widerspruch zwischen Ideal und Wirklichkeit geschrieben. Die Figuren reden sich um Kopf und Kragen und sie versuchen vergebens,
in ihrem Sprachrausch die Wirklichkeit hinter sich zu lassen. Ihr Scheitern ist komisch und schrecklich zugleich. Zwischen Lachen und Entsetzen liegt hier nur ein Wimpernschlag. 2008 hat Felicia Zeller für „Kaspar Häuser Meer“ den Publikumspreis der Mülheimer Theatertage erhalten.
Inszenierung: Reinhard Karow