Es ist nicht so, dass das allgemeine Interesse am Theater durch die elektronischen Medien abgenommen hätte. Im Gegenteil. Zum Beispiel in der Spielzeit 2003/04 stiegen die Besucherzahlen um rund 325000 auf etwa 35,6 Millionen. Und das in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Das Bedürfnis ist ungebrochen, jedes Theater ist ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor, der eine Stadt attraktiv macht, was sich auch wirtschaftlich auswirkt. Eine kulturell arme Stadt ist längst nicht so interessant für Investoren wie eine Stadt mit lebendiger, vielseitiger Kultur.
Leider scheinen die staatlichen und städtischen Geldgeber immer weniger Rücksicht auf diese Tatsache zu nehmen.
Der Deutsche Bühnenverein stellte jetzt in Köln die alarmierende Theaterstatistik 2003/204 vor. Massive Einschnitte bei Theater- und Orchesterzuschüssen sind zu beklagen. Nicht nur sind die Kosten der Bühnen stärker gestiegen als die Zuschüsse. Die Länder und Kommunen haben ihr Engagement weit darüber hinaus spürbar verringert. Die Länder reduzierten ihre Zuweisungen um 12,7 Millionen Euro. Die Kommunen nahmen ihre Beteiligung um 35,8 Millionen Euro zurück. Für die rund 150 öffentlich getragenen Theater bedeutet dies ein Minus von etwa 2,4 Prozent. „Das ist ein Abbau der Zuschüsse in der Größenordnung von etwa zwei kompletten Stadttheatern, so kann es nicht weitergehen“, sagte Bühnenvereinspräsident Rolf Bolwin. Es ist nur zu hoffen, dass sein Aufruf nicht auf völlig taube Ohren trifft.
Vera Forester, September 2005