Doch dann soll er sich um das neue Nachbarsmädchen Naomi kümmern, das mit ihrer Mutter aus Frankreich vor den Nazis geflohen ist. Naomi musste dort hilflos mit ansehen, wie ihr Vater von der Gestapo zu Tode geprügelt wurde. Seitdem steht sie unter Schock. Auch in ihrer neuen Heimat spricht sie mit niemandem, sitzt sie nur verängstigt im Treppenhaus herum und zerreißt zwanghaft Papier in Fetzen. Alan sträubt sich erst dagegen, Naomi regelmäßig zu besuchen. Seine Freunde nennen sie die ‘irre Ida‘ und Alan fürchtet um seinen Ruf, falls er mit dieser Verrückten gesehen wird. Zu allem Überfluss ist sie ja auch noch ein Mädchen und er will nicht als Weichei gelten. Trotzdem stellt er sich seiner neuen Aufgabe - wenn auch widerwillig. Zuerst kommunizieren er und Naomi nur über ihre Bachrednerpuppen Charlie und Yvette. Nach und nach öffnet sich Naomi dann und Alan findet Gefallen an den Treffen. Die beiden werden zuerst nur geheime Freunde und alles scheint sich zum Guten zu wenden, denn Naomi entpuppt sich als lustiges und sehr intelligentes Mädchen.
Der Erfolg gibt Alan Selbstvertrauen und schließlich begleitet Naomi Alan sogar zur Schule wie ein normales Mädchen. Aber der Hass auf die Juden macht auch vor ihrem Viertel in New York nicht Halt. Als es zu einem gewaltvollen Zwischenfall kommt, wird Naomi von ihrer schrecklichen Vergangenheit eingeholt…
Zur Produktion:
‘Geheime Freunde‘ ist einerseits eine Geschichte über den Zweiten Weltkrieg und den Antisemitismus. Das Stück handelt aber auch vor allen Dingen von Freundschaft und gegenseitigem Vertrauen in diesen schwierigen Zeiten. Und vom Erwachsenwerden, indem man Verantwortung für seine Freunde übernimmt und sich für sie einsetzt. Das Theaterstück ‘Geheime Freunde‘ basiert auf dem 1977 erschienenen Jugendbuch ‘Der gelbe Vogel‘ von Myron Levoy. Der Roman wurde mehrfach ausgezeichnet und erhielt unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Silbernen Griffel, den Katholischen Kinderbuchpreis und den ZDF-Leserattenpreis. Noch heute wird ‘Der gelbe Vogel‘ in der Schule zum Thema Nationalsozialismus gelesen und ist auch aufgrund seiner literarischen Qualität sehr beliebt.
Moritz Seibert inszeniert ‘Geheime Freunde‘ am JTB in der Fassung von Rudolf Herfurtner für Zuschauer ab 12 Jahren. Die beiden Hauptrollen werden mit Mitgliedern des Nachwuchsensembles besetzt. Das Stück bietet keine einfachen Lösungskonzepte für ein komplexes Problem an. ‘Geheime Freunde‘ regt die jungen Zuschauer dazu an, sich selbst mit den Themen Antisemitismus, Freundschaft und Vertrauen näher zu beschäftigen.
Zum Autor:
Myron Levoy wurde 1930 in New York geboren und wuchs im Stadtteil Queens auf. Sein Vater war ein jüdischer Emigrant aus Hannover, seine Mutter kam aus Ungarn. Er studierte Ingenieurwissenschaften an der Purdue-Universität und war anschließend viele Jahre als Wissenschaftler in der Raumfahrttechnik tätig. Nach ersten Erfolgen mit Gedichten, Theaterstücken und Kurzgeschichten für Kinder konzentrierte er sich vollends auf die Schriftstellerei und machte sich vor allem mit seinen Jugendbüchern einen Namen. Viele seiner Erzählungen erschienen auch in amerikanischen Schulbüchern. Hauptthemen seiner Bücher sind Identitätsfindung, die Probleme des Erwachsenwerdens und der Kampf gegen Vorurteile und Rassismus. Levoy ist als Mitglied der amerikanischen Friedensbewegung aktiv und lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Rockaway, New Jersey.
Inszenierung: Moritz Seibert
Kostüme. Brigitte Winter