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»Judith« von Friedrich Hebbel im Theaterhaus Jena

Premiere: 16.05.2007, 20:00 Uhr, Unterbühne.

 

Auf der einen Seite das Lager des Holofernes, auf der anderen Seite die Stadt Bethulien: In seinem spröden Jugendwerk von 1840 greift Hebbel den alttestamentarischen Konflikt zwischen dem assyrischen Feldherrn Holofernes, der mit seinem Heer mordend und plündernd durchs Land zieht, und der schönen Witwe Judith aus dem belagerten Bethulien auf.

Der gefürchtete und bewunderte kindliche Tyrann, der das Leben satt hat und sich nach jemandem sehnt, dem er sich unterwerfen kann, gegen die gottesfürchtige und männerabhängige Jungfrau, die von sich glaubt, als ein Werkzeug Gottes ihr Volk vor der Vernichtung retten zu müssen.

Hebbel entwirft eine gigantisch lakonische Geschlechterkonfrontation zwischen zwei nur auf den ersten Blick gegensätzlichen Hauptfiguren. Was Judiths und Holofernes’ seltsame Identität ausmacht, ist deren ungeheurer Autonomiedrang: zwei Fundamentalisten ihres eigenen Selbst mit der Tendenz zum Übermenschlichen; ihr Mittel: bis zur Erschöpfung getriebene Behauptungswut. Am Ende verliert Holofernes den Kopf und das nicht nur im übertragenden Sinne, denn nachdem sich er sich mit Judith verausgabt hat, greift diese zum Schwert – vielleicht weil der Held sofort danach eingepennt ist? Zurück bleibt eine Judith, der alleingelassen mit ihrer monströsen Subjektivität, nur die Erkenntnis bleibt: »Nichts trieb mich als der Gedanke an mich selbst.«

 

Das Inszenierungsteam (Alice Buddeberg: Regie, Sandra Rosenstiel: Ausstattung) brachte am Theaterhaus Jena bereits das Kultstück » Braveheart« heraus. Es spielen Renate Regel und Bernhard Dechant. Die verwendeten Puppen schufen Katharina Graf und Markus Herold.

 

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