Jesus selbst scheint von diesen Erwartungen fast erdrückt. Er spürt seine Kräfte schwinden, weiß aber gleichzeitig, dass er seinen Weg zu Ende gehen muss, will er das vollenden, wofür er Zeit seines Lebens stand.
Als der junge Andrew Lloyd Webber zusammen mit seinem Librettisten Tim Rice 1969 die letzten Tage Jesu zum Thema eines Rockmusicals macht, geht ein Aufschrei durch konservative Kreise. Blasphemie! – Dabei interessieren die beiden jungen Künstler die religiösen Hintergründe der Story nur marginal. „Für uns zählt nur eine gute Show. Wir beabsichtigen keineswegs irgendwelche religiösen Offenbarungen“, erklärte Tim Rice einmal. Jesus erscheint in diesem Kontext ähnlich einem Rockstar, der in seinem charismatischen Auftreten, die Fans in Begeisterungsstürme versetzt, gleichzeitig unter dem Erwartungsdruck derselben aber auch zu zerbrechen droht.
Aufgepeitschten Massenszenen, die die positive wie negative Macht der Masse nahezu körperlich erlebbar machen, stellen Webber und Rice intime Momente gegenüber, in denen sich das überaus verletzliche Innere der Figuren zeigt, sei es in der von echten Gefühlen verwirrten Maria Magdalena, im zweifelnden Hadern des Jüngers Judas oder natürlich dem schmerzhaften Lebensabschied der Titelfigur selbst. Rockige Chöre, gefühlvolle Balladen sowie Anklängen an Ragtime, Gospel und Soul, verleihen der „Rockoper“ dabei ihre überaus eindringliche Atmosphäre, die sie zu einem der bedeutendsten und beliebtesten Werke ihres Genres hat werden lassen.
Mit dem jungen Niederländer Oedo Kuipers konnte das Oldenburgische Staatstheater einen der aufstrebenden Stars der Musicalszene für die Rolle des Jesus gewinnen, der seine internationale Bühnenkarriere als Raoul Vicomte de Chagny im Hamburger ‚Phantom der Oper‘ begann und inzwischen in den Titelrollen der Musicals ‚Mozart!‘ an den Vereinigten Bühnen Wien sowie ‚Ludwig²‘ in Füssen für Furore sorgte.
Die Regie des Stückes liegt in Händen von Erik Petersen, der in Oldenburg bereits für die Inszenierung von Andrew Lloyd Webbers ‚Evita‘ verantwortlich zeichnete.
Gesangstexte von Tim Rice
Musik von Andrew Lloyd Webber
in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Jürgen Grimm;
Regie: Erik Petersen;
Bühne: Sam Madwar;
Kostüme: Verena Polkowski;
Chorleitung: Thomas Bönisch;
Choreographie: Yoko El Edrisi;
Licht: Steff Flächsenhaar;
Dramaturgie: Annabelle Köhler
Mit: Sandra Bitterli, Martyna Cymerman/Alexandra Scherrmann, Yoko El Edrisi; KS Paul Brady, Felix Freund, Kim-David Hammann, Henry Kiichli, Matthias Knaab, Oedo Kuipers, Rupert Markthaler, Eric Vilhelmsson, Mark Weigel
Jesus Christ Superstar Band; Opern- und Extrachor sowie Statisterie des Oldenburgischen Staatstheaters
Die nächste Vorstellungen: Mo 13. und Di 14. November