Angesiedelt wird das neue Amt für die Erbschaftslotterie gleich neben dem Jobcenter. Arme und junge Erben (ohne Erbe) sehen sich jetzt wieder. Auf dem Amt (eine Verlosungsshow ist in Vorbereitung) treffen zwei Sachbearbeiter auf zwei Frauen, bewaffnet mit einer Pistole. Sie drohen, den lang ersparten Geländewagen des gesichtsblinden Mitarbeiters in die Luft zu jagen. Die eine, Hartz-IV-Empfängerin, wurde beim Pfandflaschensammeln erwischt und will nicht einsehen, dass ihr Pfanderlös abgezogen wird. Die andere, Tochter eines gerade Verstorbenen, möchte das Los mit „ihrem“ Erbe ausgehändigt bekommen.
Wer reich geboren wurde, will nicht auf das Geld verzichten, und wer nur die Grundsicherung bekommt, hat nun die Chance, endlich reich zu werden. Neue, harte Verteilungskämpfe beginnen, ausgetragen (wie immer bei Nora Abdel-Maksoud) mit viel bitterbösem Witz. Mit »Jeeps« kratzt die Autorin am empfindlichen Bedürfnis nach sozialer Sicherheit, dem wunden Punkt einer Gesellschaft, in der Klassenunterschiede höchst wirksam selektiv sind, ständig jedoch verleugnet werden. Mit bissiger Zuspitzung und Präzision seziert Abdel-Maksoud unser Denken und Handeln auf Basis von Kontoständen, Testamentseröffnungen und gefühlten Bedrohungen.
Es spielen:
Simon Brusis, Daniel Hoevels, Jan-Peter Kampwirth, Eva Maria Nikolaus, Angelika Richter
Regie, Bühne und Kostüme:
Heike M. Goetze
Musik:
Thomas Seher
Licht:
Annette ter Meulen
Dramaturgie:
Ralf Fiedler, Ludwig Haugk