Orpheus ist geradezu erleichtert, als seine Frau Eurydike von Pluto in den Hades entführt wird. Die Öffentliche Meinung triezt Orpheus allerdings so lange, bis er verspricht, sich bei Jupiter um die Herausgabe der Gattin zu bemühen. Götteroberhaupt Jupiter hat derweilen einige Mühe, seine Unschuld in der Entführungsangelegenheit vor seinen Göttern - und vor allem vor seiner Frau Juno - zu bezeugen. Er bricht schließlich mit den Seinen in den Hades auf, um von Pluto die Rückgabe Eurydikes an Orpheus voran zu treiben. Doch als er Eurydike sieht, macht er sich ein genaueres Bild von ihrer Untreue… Nach einigem Hin und Her erklärt sich Pluto bereit, Eurydike freizugeben – unter der allseits bekannten Bedingung, dass Orpheus sich auf dem Weg nach oben nicht nach ihr umdrehen darf.
In Jacques Offenbachs ORPHEUS IN DER UNTERWELT ist der Titelheld nicht gerade enttäuscht als seine Frau Eurydike entführt wird. Götteroberhaupt Jupiter hat alle Mühe seine Unschuld zu bezeugen und der Herrscher der Unterwelt Pluto erweist sich als nicht gerade zuvorkommender Liebhaber. Einzig die Öffentliche Meinung scheint hier noch die Moral im Auge zu haben.
Was heute so selbstverständlich erscheint, markierte im Jahr 1858 den beispiellosen Durchbruch für eine neue Form des Musiktheaters: Die Orpheus-Premiere geriet zur Geburtsstunde der Operette. Mitreißende, tänzerisch wirbelnde Melodien – darunter der unsterbliche Cancan – und ein feines Gespür für das Burlesk-Komische, für pikante Situationen und zeitgenössische Satire bildeten die Grundlage des Erfolgs.
Offenbachs Urzelle des Operettengenres kam am Gärtnerplatz bereits ein Jahr nach der Eröffnung des Hauses, im März 1866 zum ersten Mal auf die Bühne. Zum letzten Mal wurde das Werk 1967 neu inszeniert (danach nur noch eine konzertante Aufführung 2001).
Für die Neuinszenierung kommt nun erstmals Brecht-Enkelin Johanna Schall als Regisseurin ans Haus. Die gefragte Schauspielerin, Filmemacherin und Theaterregisseurin nimmt sich hier der Aufgabe an, das allzu Menschliche in den Göttergestalten hervor zu kehren. Ihre Inszenierung wird im Hades wie auch im Olymp gleichermaßen absurden Machtstrukturen, zwielichtigen Machenschaften und unverbindlichem Liebesgeplänkel nachspüren. Sie inszeniert im Gespann mit ihrer Schwester Jenny Schall (Kostüme) und Horst Vogelgesang (Bühne). Mit großer Besetzung, Chor, Extraballett und dem Orchester erarbeiten sie einen großen Operettenabend und sehen gleichzeitig genau hin, wenn es um die Durchdringung von Texten und Hintergründen geht.
Operette in zwei Akten von Jacques Offenbach
Text von Hector Crémieux und Ludovic Halévy
Deutsche Bearbeitung nach Ludwig Kalisch
Musikalische Leitung: Andreas Kowalewitz,
Inszenierung: Johanna Schall,
Bühne: Horst Vogelgesang,
Kostüme: Jenny Schall,
Choreografie: Romy Hochbaum
Orpheus Cornel Frey
Eurydike Sibylla Duffe
Jupiter Dirk Lohr
Pluto Mario Podrecnik
Die Öffentliche Meinung Marianne Larsen
Juno Ann-Katrin Naidu
Diana Katja Stuber
Merkur Christoph Kayser
Cupido Yvonne Steiner a.G.
Venus Frances Lucey
Minerva Marta Kosztolányi
John Styx Gunter Sonneson
Mars Florian Wolf
Ceres Shirli Polena
Pan Ute Walther
Apoll Stefan Thomas
Poseidon Marcus Wandl
Auftakt: So., 7.2.2010, 11.00 Uhr im Foyer mit Regisseurin, Regieteam, Dramaturgin und Mitwirkenden der Produktion
Termine: 14./20./23. Februar, 3./12./30. März, 18./22. April, 16. Mai 2010
Tickets unter 089.21 85 19 60 oder www.gaertnerplatztheater.de