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ICH TASCHE von Felicia Zeller, Wuppertaler Bühnen

Premiere, 02.01.2010, 20.00 UHR, KLEINES SCHAUSPIELHAUS

 

Das Stück ist das Resultat ihrer peniblen Recherche innerhalb des kafkaesken Geflechts namens Deutsche Bahn.

Auf langen Zugfahrten in überfüllten ICE’s hat sie einmal mehr Menschenbilder

gesammelt und mit der ihr eigenen Sprachgewalt in genaue Betrachtungen gegossen. Sie gibt denen ein Gesicht, die wir alle von unseren Zugfahrten her kennen und doch nicht wirklich wahrnehmen: der jungen Frau mit den

dunklen Haaren, die ständig irgendetwas sucht und wieder verliert; dem wichtig wirkenden Anzugträger mit Laptop; dem vollschlanken Rentnerpaar auf lautstarker Suche nach ihren reservierten Plätzen; dem schokoladeund

buchverschlingenden Autisten; Herrn Schmidt aus der Abteilung Zement, und anderen. Man wird Zeuge von Sitzplatzverteilungskämpfen und Privatsphärenbehauptungen: die abgestellte Tasche auf dem Nebenplatz

signalisiert überdeutlich eine besetzte Zone; das Großraum-Abteil gaukelt Anonymität vor und vermittelt Handy-Benutzern oftmals die Illusion der eigenen vier Wände, was sämtliche anderen Mitreisenden zum Zwangsmithören verurteilt.

 

Das Chaos ihrer Stimmen hat die Autorin zu einem grandiosen Bahn-Konzert

verdichtet und zugleich eine gesellschaftliche Momentaufnahme über den alltäglichen Wahnsinn geschaffen, in dem Kommunikation nur noch in egozentrischen Schleifen stattzufinden scheint und selbst im Moment der

Katastrophe nicht zum Miteinander findet.

 

Inszenierung: Peter Wallgram

Bühne und Kostüme: Pia Maria Mackert

Dramaturgie: Oliver Held

 

Mit: Sophie Basse, Holger Kraft, Maresa Lühle, Marco Wohlwend

 

Die nächsten Vorstellungen sind am 7. und 8. Januar 2010 im KLEINEN SCHAUSPIELHAUS.

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