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Ich bin ERNST - Ein Versuch über den Dichter Ernst Herbeck in WienIch bin ERNST - Ein Versuch über den Dichter Ernst Herbeck in WienIch bin ERNST - Ein...

Ich bin ERNST - Ein Versuch über den Dichter Ernst Herbeck in Wien

Premiere: 17. November 2006, 20.30 Uhr, Schauspielhaus Wien, Porzellangasse 19; A-1090 Wien.

Ernst Herbeck (1920-1991) schuf den größten teil seiner Gedichte in der psychiatrischen Anstalt in Gugging.

 

dreizehnterjanuar widmet sich anlässlich seines 15jährigen Todestages seinem schriftstellerischen Werk und gestaltet ihm zu Ehren einen performativen Abend im Schauspielhaus Wien.

Schizophrenie wird gerne als Versagen menschlicher Ich- Funktionen bezeichnet. Könnte sie nicht gerade so gut ein erfolgreicher Versuch sein, sich der sozialen Realität nicht anzupassen?

 

Ernst Herbeck (1920-1991)
Leo Navratil, Art brut und Psychiatrie, Wien 1999:
"Ernst Herbeck wurde am 9. Oktober 1920 in Stockerau, nahe bei Wien, geboren. Schon als Kind und später als Erwachsener musste er wegen einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte mehrmals operiert werden. Diese angeborene
Fehlbildung, die damit einhergehende Sprechstörung und die eingreifenden Operationen waren eine schwere psychische Belastung für ihn. Er war dadurch in der Schule und in der Berufsausbildung behindert.
Ernst Herbeck besuchte nach der Hauptschule ein Jahr lang die Handelsschule; er war ein guter Schüler. Als er 20 Jahre alt war, wurde er zum ersten Mal an der Wiener Psychiatrischen Universitätsklinik aufgenommen. Herbeck war
damals - es war ja Krieg - als Hilfsarbeiter in einem Rüstungswerk beschäftigt. In der Klinik berichtete Herbeck, dass er von einem Mädchen hypnotisiert werde. Er höre die Stimme dieses Mädchens über jede Entfernung hinweg und fühle sich dadurch beeinflusst. Zwei Jahre später erfolgte ein zweiter Klinikaufenthalt. Herbeck stand immer noch unter dem geheimnisvollen Einfluss dieser weiblichen Person, und er sagte, er müsse an die Realität dieser Beeinflussung glauben, da er bei klarem Verstand sei. Nach seiner Entlassung aus der Klinik arbeitete Herbeck wieder in einer Munitionsfabrik. Im Oktober 1944 wurde er zum deutschen Militär einberufen, im März 1945 wurde er als kriegsdienstuntauglich entlassen. Im September des gleichen Jahres erfolgte die dritte Aufnahme in die Klinik. Im Mai 1946 wurde Herbeck zum vierten Mal aufgenommen. Er wurde in unser Krankenhaus überstellt und war seit dieser Zeit mit einer einjährigen Unterbrechung hospitalisiert. Ernst Herbeck starb am 11. September 1991 nach kurzer Krankheit.

 

Mitte der fünfziger Jahre lernte ich Ernst Herbeck näher kennen. Ich regte ihn zum Zeichnen und zum Schreiben an. Es stellte sich bald heraus, dass seine besondere Begabung auf dem Gebiet des Schreibens lag. Im Laufe der
folgenden Jahre und Jahrzehnte seines Krankenhausaufenthaltes schrieb Herbeck zahlreiche Gedichte und kurze Prosatexte, ja, er schuf ein literarisches Werk. Herbeck war zwar nicht ungebildet, aber er hatte früher keine
besondere Beziehung zur Literatur. Im Krankenhaus las er wenig. Niemals schrieb er spontan; ich musste ihn jedes Mal dazu auffordern und ihm ein Thema angeben. Aufgrund ihrer Eigenständigkeit und Originalität kann man seine Texte mit Art brut vergleichen. 1977 erschien das Buch Alexanders poetische Texte, welches das bis dahin entstandene, bereits umfangreiche dichterische Werk Herbecks enthält. 1978 wurde Herbeck in die Grazer
Autorenversammlung aufgenommen.

 

In den Jahren 1980/81 wurde Herbeck, seinem Wunsch entsprechend, aus dem Krankenhaus entlassen und in einem Pensionistenheim in Klosterneuburg aufgenommen. Herbeck gefiel es dort aber nicht; er fühlte sich einsamer als zuvor. Im August 1981 kam Herbeck freiwillig wieder in unser Krankenhaus. Er lebte dort zehn Jahre lang, bis zu seinem Tode, im Haus der Künstler."

 

dreizehnterjanuar – freie Theaterproduktionen
dreizehnterjanuar – freie Theaterproduktionen ist ein nicht gewinnorientierter Verein, der die Initiierung und Realisierung von Theaterprojekten und die Zusammenarbeit von Künstlern im In- und Ausland sucht. Besonderes Augenmerk liegt auf spartenübergreifenden theatralen Arbeiten. Egal, ob den Projekten neue oder alte literarische Stoffe oder nur thematische Schwerpunkte zugrunde liegen, geht es vor allem um das Erzählen und den schöpferischen Prozess der Zusammenarbeit verschiedener Ausdrucksformen. Die Synästhesie, die bewusste Überschneidung von Sinneswahrnehmungen, ist das Arbeitsdogma von dreizehnterjanuar.



Fanny Brunner und Fiona Liewehr, Gründerinnen von dreizehnterjanuar, verstehen ihre Aufgabe in der selektiven Auswahl gleich gewichteter Beiträge aller künstlerischen Bereiche. Diesem Auftrag soll Freiraum
gegeben werden

 
Ernst eins                            Hans - Jürgen Hauptmann
Ernst zwei                            Daniel Angermayr
Ernst drei                             Max Konrad
Ernst vier                             Roman Binder
Sprecher Leo Navratil            Florentin Groll
Inszenierung:                       Fanny Brunner
Regieassistenz                      Paola di Mauro
Produktion:                          Fiona Liewehr
___________

Wir Lebenden
Wir Lebenden haben nur eine
Pflicht; - Die Zeit zu verwerten.
Man läuft Schlittschuh –den Tag hinein.
Man spielt einen schönen Fußball; und schaut interessiert zu.

Ernst Herbeck

 
weitere Vorstellungen: 18., 19., 21. November, 28. Nov - 3 Dez. 20.30 Uhr
Karten (7 ) www.schauspielhaus.at;
Tel: +43/1/317 01 01 – 18
Fax: +43/1/317 01 01 – 22

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